Performance, Text, Gerüchte
INTERNATIONALE SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST / 60 JAHRE
18/02/13 Von der Steinbildhauerei bis zur Schmuckkunst, von Medienkunst über „Kuratorische Praxis“ bis Metallgravur reicht das Kursangebot. Gemalt werden darf natürlich auch, bei der sechzigsten Internationalen Sommerakademie auf der Festung Hohensalzburg von 22. Juli bis 31. August – unter dem Motto „Das Terrain der Kunst. Ernüchterung und Wiederverzauberung“.
Von Heidemarie Klabacher
Die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg wurde 1953 von Oskar Kokoschka als „Schule des Sehens“ auf der Festung Hohensalzburg gegründet. Sie wird heuer also sechzig Jahre alt. Im Kursprogramm schlägt sich das Jubiläum nicht weiter nieder. Natürlich gibt es einen Festakt. Vor allem aber erscheint im Jung und Jung Verlag die Dokumentation „Das schönste Atelier der Welt. 60 Jahre Internationale Sommerakademie“.
Als Herausgeberin des Bandes, der den „Blick auf die Geschichte dieser Institution lenken will“, zeichnet Hildegund Amanshauser, die Leiterin der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg. Im Zentrum steht ein Essay von Martin Fritz, der die Entwicklung der Sommerakademie von den Anfängen unter Oskar Kokoschka bis heute nachzeichnen wird. Dabei soll die sechzigjährige Geschichte der Sommerakademie einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Aufarbeitung ist also angesagt: Tatsächlich werde „erstmalig eine kritische Einschätzung des siebzehnjährigen Wirkens von Hermann Stuppäck vorgenommen“, so Hildegund Amanshauser. Hermann Stuppäck habe 1964, als ehemals höchster NS Kulturfunktionär in Österreich, die Leitung der Sommerakademie vom ebenfalls belasteten Friedrich Welz übernommen.
Weiters wird der Band ein fiktives Interview von Hildegund Amanshauser mit Oskar Kokoschka enthalten, das anhand von Zitaten aus Briefen, Reden und Tagebüchern Geschichte und Intention der „Schule des Sehens“ nachzeichnen soll. Statements von Lehrenden und Studierenden aus sechs Jahrzehnten runden das Bild ab. Die Publikation erscheint zweisprachig, deutsch und englisch, mit zahlreichen Fotografien.
Das Kursprogramm von 22. Juli bis 31. August steht unter dem Motto „Das Terrain der Kunst. Ernüchterung und Wiederverzauberung“. Dahinter stünden Fragen wie etwa: Mit welchen Themen beschäftigen sich Künstler heute? Wie geht Kunst heute an die Wirklichkeit heran? „Ernüchterung kennen wir alle aus unserem Berufsleben, unseren Jobs“, sagte Hildegund Amanshauser bei der Programmpräsentation. „Wir fragen: Kann Kunst eine Wiederverzauberung verursachen? Aber auch: Kann Kunst gesellschaftlich wirken?“
Insgesamt finden 21 ein- bis vierwöchige Kurse auf der Festung Hohensalzburg, in der Alten Saline Hallein und im Kiefer Steinbruch Fürstenbrunn statt. Die Alte Saline Hallein wird heuer zum letzten Mal von der Sommerakademie bespielt: „Die Kurse werden kürzer, wir haben daher auf der Festung genug Platz“, erklärte Hildegund Amanshauser diesen vor allem für Hallein einschneidenden Schritt. Man wolle seine Kräfte künftig auf der Festung bündeln, und zugleich Konflikten mit dem Subventionsgeber Salzburg Stadt aus dem Wege gehen. Vor allem aber habe man mit diesem Schritt auf ständige starke Kritik von Lehrenden und Studierenden reagiert, die zwischen zwei Akademieorten pendeln mussten. Die Steinbildhauerkurse bleiben natürlich im Steinbruch. Für Kurse, in denen mit Feuer umgegangen wird, wie etwa im Schmuckkurs, suche man temporäre Spielorte.
Insgesamt will Hildegund Amanshauser, Direktorin seit 2009, die Sommerakademie für Bildende Kunst noch stärker für Salzburger öffnen und in der Stadt verankern: Dazu gehören die Ausstellungen im Rahmenprogramm oder etwa die „Mittagsgespräche“ im Künstlerhaus, die heuer unter dem Motto „Professionell. Dilettantisch“ stehen. „Wir denken über viele neue Formate nach, um die Sommerakademie gut in der Stadt zu integrieren“, so Amanshauser. Das werde mit Konzentration auf die Stadt Salzburg ab nächstem Jahr noch stärker möglich sein.
Was steht nun heuer auf dem Programm? Sarnath Banerjee (er hat die riesigen Plakate als künstlerische Begleitung zu den Olympischen Spielen in London gestaltet), ist erstmals zu Gast. Sein Kurs befasst sich mit Bild-Text-Sprache. Milena Dragicevic und Charlotte Cullinan bieten erstmals einen Zwillingskurs an. Erstmals im Steinbruch lehren Doris Schälling und Jörg Enderle.
Hubert Scheibl (der vom 20. Juli bis 20. Oktober eine Einzelausstellung im Musem der Moderne Salzburg präsentiert) untersucht in seinem Kurs den Einfluss von Film oder Musik auf die Malerei. Katharina Sieverding und Paolo Woods werden Fotografiekurse leiten. Paolo Woods, als Dokumentarfotograf in Konfliktregionen der Welt für „Geo“ und andere namhafte Publikationen tätig, untersucht in seinem Kurs, wie Fotografie Geschichten erzählen kann.
Robert Ku?mirowski, das „Genie des Fake“, baut ganze Räume oder Landschaften akribisch nach. Er gibt seinen Studenten zunächst genau die gleichen Arbeitsmaterialien vor, diese müssten „unter beschränkten Bedinungen ihren Ausdruck finden“, dann folgt ein überraschender Perspektivenwechsel. Für Thomas Kilpper wird derzeit noch ein Abbruchhaus in Hallein gesucht: Er braucht für seinen Kurs Mauern, Wände, Böden als „Druckplatten“ für großformatige Hochdruckverfahren.
Programm, Information, Anmeldung zu den Kursen (bis 15. Mai) - www.summeracademy.at
Bilder: www.summeracademy.at