899 Kilometer
GALERIE IM TRAKLHAUS
08/02/13 … sind es von Bremen nach Salzburg. So viele Kilometer haben je 16 Künstlerinnen und Künstler aus Bremen und Salzburg zurückgelegt, um ihre Werke in der jeweils anderen Stadt auszustellen. Dort gab es dreitausend Quadratmeter Ausstellungfläche. Im Traklkaus reichen dreihundert für eine vielgestaltige Schau.
Von Heidemarie Klabacher
Als erstes sieht man sich einem Polizeikordon gegenüber. Zum Glück sind die schwer bewaffneten Kampfeinheiten nur gemalt – noch dazu auf einen Paravant, dessen Rückseite mit feinstem Nadelstreif bezogen ist. Das gibt dem martialischen Objekt gleich einen etwas vornehmeren Anstrich. An den Polizisten führt dennoch kein Weg vorbei – der Eingang in die Galerie im Traklhaus wurde für diese Schau eigens ein wenig verlegt.
Arbeiten von jeweils 16 Künstlerinnen und Künstlern aus Salzburg und Bremen sind zu sehen. Die Gemeinschaftsausstellung kam durch eine Zusammenarbeit mit dem Bremer Künstlerbund und dem Direktor des Sammlungsmuseums Weserburg zustande, und wurde im Herbst bereits in Bremen gezeigt. Dort wurden die Arbeiten der 32 Künstler in der „Kleinen Gleishalle am Güterbahnhof“ präsentiert – auf nicht weniger als dreitausend Quadratmetern Ausstellungsfläche. Sogroß ist die Galerie im Traklhaus nicht. Auf dreihundert Quadratmetern zeigen die einzelnen Künstler eben ausgewählte Werke „in einem engeren Dialog“.
Die Bremer sind vor allem mit Malerei vertreten. Tom Gefken etwa sprach im Gespräch mit DrehPuntKultur über seinen Tryptichon, der entfernt an Leuchtreklamekästen erinnert: Ins Auge fallen der Heilige Vater und ein Selbstporträt des telefonierenden Künstlers. Er habe unter anderem „Fundstücke aus dem eigenen Atelier, Leinwände die dem eigenen Anspruch nicht mehr standhalten konnten“ quasi recycelt, übermalt, collagiert.
Da finden sich Zigarettenschachteln, da ist unübersehbar der Papst, da sind Zettel von einer Alzheimerpatientin, die sich aufschreibt, welcher Tag heute ist, da ist das Schlagzeug. Es gehe ihm, so Tom Gefken, um die Spannung zwischen Oberfläche und Hintergrund, zwischen Label und Gehalt: „Oft geht es gar nicht mehr um den Inhalt, sondern nur um die Marke.“ Selbst der Papst, „der erste Religionsführer er auf dem Deutschen Bundestag reden durfte“, stehe für ein Label, eine Marke. Hanswerner Kirschmann hat für seine Installation aus Spannplatten und einer Wandzeichnung zwei intensive Arbeitstage in Salzburg aufgewendet und die Arbeit genau in das Gewölbe der Galerie eingepasst.
Die Salzburger Künstlerinnen und Künstler decken die Jahrgänge zwischen 1960 und 1985 ab. Der jüngste, David Eisl, zeigt drei leichen-echt wirkende Hände auf Stativen. Diese dürfen geschüttelt werden und die Besucher werden dadurch gezählt. Die martialischen Wächter sind mexikanische Polizisten gemalt und aufgeklebt von Manfred Grübl. Barbara Musil zeigt einen Zeichentrickfilm in dem Menschen aus Fleisch und Blut - junge Frauen in modernem Trecking-Outfit - durch eine gemalte Ideal-Kitsch-Berglandschaft wandern. Auch unter den sechzehn Salzburgern sind Vertreterinnen und Vertreter der Malerei: Eva Wagner etwa zeigt große, vielschichtige Leinwände auf denen man sportlichen Tätigkeiten nachzugehen scheint.