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Zucker, Zigarren, Revolution

MdM RUPERTINUM / CHE GUEVARA. BILDER DER REVOLUTION

23/11/12 Che Guevara! Der kommt für eine ganze Generation, die Achtundsechziger, noch vor Ho Chi Minh. Auch der Fotosammler Christian Skrein ist einer von denen. Seine Augen leuchten und er sprudelt über vor Geschichten, wenn er durch die aus seiner Kollektion bestückten Schau durchs Rupertinum führt.

Von Reinhard Kriechbaum

Alberto Korda war der Fotograf, der „El Commandante“ 1960 abgelichtet hat. Das Foto kennt jedes Kind, und als T-Shirt-Motiv ist es nach wie vor allgegenwärtig. Am Originalprint sieht man noch eine Palme und einen Mitschtreiter in Seitansicht – der herausgeschnittene Che, der mit entschlossenem Blick in die Ferne schaut, wurde als extrahiertes Porträt zur Pop-Ikone kommunistischen Denkens. Als Bildmotiv ist er ähnlich dauerhaft wie die Monroe in der Druckgraphik-Variante von Roy Lichtenstein.

Christian Skrein, 1945 geboren, hat eine einzigartige Sammlung aufgebaut: über 4.500 Fotografien aus dem revolutionären Kuba. Nach einer Präsentation im Getty Museum Los Angeles im Vorjahr ist sie nun in diesem Umfang – mit rund 150 Bildern – zur ersten Mal in Österreich zu sehen: Che Guevara, Fidel Castro und sein Bruder Raul, umgeben und begleitet von ihren Compañeros. Da sind Schnappschüsse und sorgsam „inszenierte“ Fotos aus allen Phasen der Revolution, Volksversammlungen, Aufnahmen von Heeres-Aufmärschen. Schnuckelig, die wackeren Sodatinnen in den frühen sechziger Jahren! Dann wird es aber gleich herb, in der Schlacht in der Schweinebucht lehrte man die Amerikaner das Grausen.

Spannend und sogar liebenswürdig im Detail: Der Herr, der da nach Bürger-Manier auf der Veranda seiner Hazienda sitzt und die Zeitung liest, ist Fidel Castro. Man täte ihn gar nicht auf den ersten Blick erkennen. Auch dieses Bild hat Alberto Korda gemacht. Ein anderes zeigt eine fast familiäre Szene von Che und Fidel, der seine Tochter Aleida auf dem Arm trägt. Darf die Kleine einen Zug aus der Zigarre von „Onkel“ Che machen?

Die meisten Fotos sind sorgsam inszeniert. Die Herren hinter den Kameras – Alberto Korda, Liborio Noval, Osvaldo Salas, Raul Corrales, Tirso Mártinez, Mario Garcia Joya („Mayito“), um nur ein paar Namen zu nennen – wussten, was die Herren davor sehen wollten und das Volk brauchte: „Gut gesetzte Kontraste, wenig Binnenzeichnung, silhouettenhafte Figuren vor zurückweichendem Hintergrund“, erklärt Kuratorin Margit Zuckriegl vom MdM. Propagandafotografen konnten viel lernen von Che, Fidel und deren Foto-Crew.

Bilder vom Leben auf Kuba damals kommen ein wenig zu kurz in der Schau. Im Mittelpunkt steht eben das inszenierte Porträt der großen Männer, die markante Pose, die unangekränkelte Sicht auf die revolutionäre Gegenwart und Zukunft. In den Tabakfabriken hingen solche Bilder natürlich an jeder Wand – die Tabakfabriken waren in etwa das, was die Remisen und Kantinen für Bischofshofener Eisenbahner bedeuteten. Che und Fidel geben natürlich deutlich mehr her.

Mit der Schau ist man auf der sicheren Seite: Kein Achtundsechziger, der etwas auf sich hält, darf in den nächsten Wochen und Monaten am Rupertinum vorbeigehen, ohne vor den Bildern der alten Ikonen seine Verbeugung zu machen. Segnete Fidel Castro gerade jetzt das Zeitliche, wäre der Werbeeffekt nicht zu toppen. Aber das wollen wir dem alten Herrn denn doch nicht wünschen.

„Che Guevara. Bilder der Revolution. Fotografien aus der Skrein Photo Collextion“ - bis 3. Februar im Rupertinum - www.museumdermoderne.at
Bilder: Museum der Moderne / Sammlung Skrein

 

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