Schmuck erzählt von uns
DOMMUSEUM / INTERNATIONALE SOMMERAKADEMIE
14/08/12 Es hat schon Tradition: Sommersüber wird einer der Schaukästen in der Kunst- und Wunderkammer des Salzburger Dommuseums ausgeräumt, und ein Künstler oder eine Künstlerin der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst darf dort etwas hineinlegen. Diesmal: die Schmuckkünstlerin Lin Cheung.
Susanne Tunn, Thea Djordjadze, Jonathan Meese, Bethan Huws und John Bock hatten in den vergangenen Jahren die Ehre, dort mit eigenen Arbeiten zu „intervenieren“, wie man das auf Kuratoren-Neudeutsch so schön nennt. „Die Reihe soll Künstlerinnen und Künstler vorstellen, deren Werke noch nie in Salzburg oder Österreich zu sehen waren“ erklärt der Direktor des Dommuseums, Peter Keller.
Lin Cheung, 1971 in England geboren, lebt und arbeitet als Schmuckkünstlerin und Dozentin für Schmuckdesign am Central Saint Martins College of Arts and Design in London. Sie ist mit ihren Arbeiten seit mehr als 15 Jahren auf internationalen Ausstellungen vertreten und profilierte sich vor allem durch ihren konzeptuellen Zugang zu Design und Produktion. Bei der Sommerakademie hat Lin Cheung in den ersten drei Wochen einen Kurs gehalten.
Einer ihrer Grundsätze in der kreativen Arbeit ist, dass ein Schmuckstück – so unterschiedlich und individuell es auch ist - seinen Wert erst durch die Bedeutung, Erinnerung, Wertschätzung der Trägerinnen erhält. Es sind nicht die teuren Juwelen und Preziosen, die Lin Cheung reizen, sondern der soziale Kontext, aus dem heraus oft ganz einfache Schmuckstücke entstehen, die ebenso wertvoll sind, da sie eine ganz andere, individuelle Geschichte erzählen.
Um solche „individuellen Geschichten“ geht es im Grunde auch in der Kunst- und Wunderkammer. seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Fürsterzbischöfe von Salzburg bestückt worden und versammelt Objekte aus der Natur und Werke der Kunst: ausgestopfte Tiere, wissenschaftliche Geräte, ergkristallschleifarbeiten etc. Die Stücke sind nicht wissenschaftlich geordnet, sondern nach Material oder Zweck. In ihrer Gesamtheit sollten sie zum einen den Kosmos verbildlichen, zum anderen das künstlerische und wirtschaftliche Vermögen eines Landes darstellen.
Lin Cheung nimmt nicht nur die Gegenstände, die wir besitzen, schätzen und tragen, in den Blick, sondern auch unseren Umgang damit. Ihr Schmuck reflektiert das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Die Installation besteht aus zehn kupfernen oder silbernen Objekten, die in Zusammenarbeit mit neun Studenten der Abteilung Schmuck- und Silberschmiedekunst des St Lucas University College of Art & Design in Antwerpen entstanden sind. Sie fertigten Zeichnungen an, aus denen sie dann die Objekte entwickelten, oder verwendeten gefundene Objekte. Die Objekte tragen noch keine Titel und haben keine Funktion. Sie reden den Besucher direkt an: "Ohne DIch bin ich nichts." Die Besucher sind eingeladen, den Dingen einen Namen und einen Sinn zu geben. Die Zettel mit ihren Ideen sind Teil der Ausstellung.
(Internationale Sommerakademie/Dommuseum/dpk)