Die Botschaften der Schlachtfelder
GALERIE FOTOHOF / JO RACTLIFFE, ROGER PALMER
08/08/12 Verlassen und einsam liegen die weiten Landschaften da, in flirrender Stille. Gleichzeitig kommt das verstörende Gefühl einer Ruhe nach dem Sturm auf. Schauplatz sind die Gelände des ehemaligen Angola Krieges. Die Schwarz-Weiß Aufnahmen von Jo Ractliffe im Fotohof ziehen den Betrachter augenblicklich in ihren Bann.
Von Ulrike Guggenberger
Die südafrikanische Fotografin, 1961 in Cape Town geboren, lebt in Johannisburg. Anhaltend beschäftigt sich Ihr fotografisches Werk mit politischen Veränderungen und Gegebenheiten ihrer Heimat Südafrika. Jo Ractliffe hat in den letzten Wochen an der internationalen Sommerakademie unterrichtet.
Sie hat mit ehemaligen Soldaten das verlassene Kriegsgebiet Angola sondiert und in so reduzierter wie eindrucksvoller Bildsprache Zeugnis dieser jahrelangen bewaffneten Auseinandersetzung gegeben. Jo Ractcliff dokumentiert, zeigt auf, stellt fest. Kriege durchziehen die Geschichte der Menschheit, zurück bleiben Schlachtfelder, Spuren der Zerstörung, versandende Massengräber, vom Wind verwehte Beerdigungsstätten.
Ästhetik und unheimliche Trostlosigkeit beherrschen die Aufnahmen in freier afrikanischer Natur. Sie sind schön, die Bäume, Sträucher, Pflanzen, ungehindert erobern sie sich die Stätten kriegerischer Verwüstung zurück.
Jo Ractliffe richtet sich mit ihrer fotografischen Dokumentation an unser menschliches Erinnern. Warnungen (vor Kriegen) blieben und bleiben nach wie vor ungehört, nur das Gedächtnis daran müssen wir uns bewahren. Das ist es, was Jo Ractliff aus dem Krieg in ihrer Nachbarschaft mit ihren Fotografien an den Betrachter weitergibt. Keine Gräuelszenen, stummes Zeugnis gibt allein die Landschaft, sie ist Trägerin der Botschaft.
„As Terras do fim do Mundo“: So heißt nicht nur die Ausstellung in der Galerie Fotohof. Das gleichnamige Druckwerk wurde 2011 beim internationalen Fotobuch Festival in Kassel als bestes Fotobuch nominiert.
Roger Palmer, 1946 in Porthmouth geboren, stellt ebenfalls aus, „Meridian“ sind elf Bildpaare aus dem neuen, im Fotohof erschienen Band „Circulation“. Seine fotografischen Expeditionen bewegen sich in sachlichen Ansichten großteils unbewohnter Gegenden in Südafrika und in nördlichen Regionen Finnlands und Schwedens. Einsame Überlandstraßen in Landstrichen im Abseits. Wenige Gegenstände, keine Ablenkung des Blicks, eine schwelende Atmosphäre von Fremdheit. So ästhetisch wie minimalistisch leben die Bilder aus dem Augenblick des Wahrnehmens.