Stadtmöbel aus echt Salzburger Art brut
HINTERGRUND / „DESIGN SITZT“
20/06/12 An die bunt bemalten Kühe erinnert man sich immer noch in Salzburg, auch nach 12 Jahren noch. Diesen Sommer werden wieder Dinge herumstehen: Ob die Mozart-Locke zum Sitzen, die sich die Salzburger Werbeagentur „Plenos“ zum eigenen und der Innenstadt Ruhm und Fortkommen ausgedacht hat, auch lange nachwirken wird?
Von Reinhard Kriechbaum
Heute Mittwoch (20.6.) Abend werden die ersten Exemplare dieser geschwungenen Plastikdinge auf dem Residenzplatz vorgestellt. Designer Eduard Peter Mayr nennt seinen schlichten Entwurf "Barocklocke": "Wir wollten die Hausbänke, die es früher überall gab, wiederbeleben." Über authentische Hausbänke in der Salzburger Altstadt im Barock werden wir uns bei Gelegenheit den Kopf zerbrechen und – falls das zu einem Ergebnis führt – es unsere Leserinnen und Leser wissen lassen.
Jetzt schauen wir aber einfach mal, was da kommt. Es ist ja nicht nur so, dass ausschließlich Kitsch produziert wird. Eine Bank zum Beispiel hat Dietgard Grimmer, die Leiterin der Landesgalerie im Traklhaus, für die Kunst vorgesehen. Und zwar für eine ganz spezielle Kunst.
Drei Mal – in den Jahren 2005, 2006 und 2010 – hat die Galerie im Traklhaus in den von der Internationalen Sommerakademie in Hallein genutzten Räumen ein Symposium organisiert, in dem Künstler aus Salzburg und auch aus Italien, Mexiko und China und Salzburger Kunstschaffende mit Behinderung zusammen gearbeitet haben. Die Gruppe hat zum Beispiel gemeinsam Akt gezeichnet, unter Anleitung eines Künstlers Druckgraphik oder Keramik geschaffen oder Ausflüge in die Umgebung unternommen, die dann in der Folge als Themen in die Arbeiten eingebracht wurden.
Nun wurden „fünf Outsider-Künstler“ (so Dietgard Grimmer) eingeladen, für eine Bank, die gegenüber dem Festspielhaus aufgestellt wird, schwarzweiße Zeichnungen zu machen oder ältere Arbeiten, die sich dafür eignen, zur Verfügung zu stellen. „Es freut mich besonders, dass in der kurzen Zeit drei Künstler ganz neue Arbeiten geschaffen und sich mit dem Thema Festspiele auseinander gesetzt haben“, so Grimmer. Harry Mayrhofer, der in Rif lebt, ist seit seiner Geburt Spastiker. Er hat Details der Altstädte von Salzburg und Hallein (den beiden Festspielorten) gezeichnet.
Gerhard Maurer, 1958 in Salzburg geboren, hat bei den „Special Olympics“ in den USA Silber- und Goldmedaillen in den Bewerben Rollstuhlslalom und Kugelstoßen gewonnen. Am Salinensymposien hat er, so wie Harry Mayrhofer gleich zwei Mal teilgenommen. Er hat Kohle-Zeichnungen, die das Festspielhaus und deren Inhalte zeigen, geschaffen. „Dazu haben wir zwei seiner Tier-Zeichnungen gruppiert; vor allem der Siebenschläfer passt doch gut!“, so Dietgard Grimmer. Martin Uwe Koch, der jüngste dieser Gruppe, besuchte von 2005 bis 2010 die Malwerkstatt der „Laube“ in der Enzingergasse. Mit seinen Eltern hat er bereits viele Opernaufführungen gesehen und für die Bank nun Motive aus der "Zauberflöte" gezeichnet.
„Leonhard Besl (Golling) und Margit Zack (Radstadt) haben mir ältere Werke zur Abbildung auf der Bank geborgt“, erzählt Dietgard Grimmer. Die Mischtechniken von Margit Zack seien direkt beim Salinensymposium entstanden. „Von Leonhard Besl haben wir einen Teil aus einer Abfolge von bewegten Figuren, wie ein Fries auf den Unterrand der Bank gesetzt.“
