asdf
 

Leuchtende Kunst auf dem Weg zum Kreis

GALERIE RUZICSKA / FRANCOIS MORELLET

19/06/12 Es sei ihm gelungen, François Morellet „für die Präsentation seiner vermutlich letzten großen Werkgruppe ‚Rouge pair bleu impair’ zu gewinnen“, schreibt Nikolaus Ruzicska in der Presseaussendung zur laufenden Ausstellung.

Von Reinhard Kriechbaum

Das klingt nicht wirklich pietätvoll, aber es stimmt natürlich: Der Franzose François Morellet steht im 87. Lebensjahr. „Seinem hohen Alter zum Trotz sind sein Schaffensdrang, seine Kreativität und seine geistige Disposition unverbrüchlich“, so Nikolaus Ruzicska. Also warten wir einmal ab, ob und was noch kommt.

Was jetzt gekommen und zu sehen ist von dem Künstler, der im Lauf seines langen Lebens drei Mal an der Documenta teilgenommen hat und vier Mal für die Biennale di Venezia gekürt wurde: fünfzehn annähernd quadratische Tableaus aus je zwanzig Neonröhren in den Farben rot und blau. Der Titel der Werkfolge, „Rouge pair bleu impair“, verrät auch gleich die Systematik: Ein roter Leuchtstab steht für eine gerade Ziffer, blau für eine ungerade.

Und welche Zahl steckt nun dahinter? Das Staatsdefizit böte sich an, das französische zum Beispiel. Oder auch jenes von Österreich (das dann weniger, aber immer noch erschreckend viele Einzelbilder ergäbe). Auch das Alter des Künstlers in Sekunden oder Minuten ergäbe viele mögliche Einzelausstellungen. Morellet hat sich aber das unendliche Weitermachen offen gehalten und deshalb die Zahl PI gewählt. 3,14159 – so weit kommt man gerade noch als mathematisch wenig geeichter Ausstellungsbesucher. Im ersten Werk geht es also mit zwei roten Neonröhren los, dann kommen eine blaue und dann wieder ein paar rote.

Und das geht so weiter, innerhalb der Objekte und von Tableau zu Tableau. „Sie werden in der Ausstellung gemäß der Ziffernfolge der Zahl PI gehängt“, erklärt Nikolaus Ruzicska. Außerdem habe Morellet einige Einzelbilder, deren Abfolge von roten und blauen Neonlichtern ihm ästhetisch zusammengehörig erscheint, zu mehrteiligen Tableaus zusammengefasst.

Da fällt einem natürlich Bernard Venet ein, ein anderer französischer (Alt)Meister. Er hat vor zwei Jahren auf Einladung der Salzburg Foundation auf dem Krauthügel im Nonntal seine Bögen und Stäbe aus Eisen gezeigt, die ebenfalls mathematische Dinge – in diesem Fall Winkelkonstellationen – verbildlichen. Ob dort rostendes Schwerstmetall oder hier leicht flackerndes Licht: Die jeweils strenge Umsetzung von Natur-Gesetzmäßigkeiten steht für gleichsam authentische Überzeugungskraft. Wer eines der Leucht-Bilder von Francois Morellet kauft, dem gehört fürderhin ganz allein eine unverrückbare Wegstrecke vom mühsamen Prozess der Kreisberechnung.

Bis 30. Juni in der Galerie Ruzicska - www.ruzicska.com
Bilder: Galerie Ruzicska

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014