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Oh wie schön wäre die kunterbunte Welt

KÜNSTLERHAUS / WIE ZUSAMMEN LEBEN?

25/04/12 Wie das gute, friedliche Zusammenleben sichern? Plato wollte die Philosophen als dienstbare Geister in die Pflicht genommen wissen, Aristoteles eher jeden einzelnen Menschen. Der Kunstverein: die Künstler. Wer hätte das gedacht?

Von Reinhard Kriechbaum

Kunstverein-Leiterin Hemma Schmutz räumt freilich ein, dass bei einem solchen Vorhaben die Ansprüche an die Kunst gelegentlich „zu hoch oder auch zu niedrig“ seien. In der konkreten Schau „Wie zusammen leben?“ dürfte das Gleichgewicht in etwa hergestellt sein. Die Dinge scheinen – in welchem Medium auch immer – unmissverständlich auf den Punkt gebracht. Und dass Künstler das Ruder nicht wirklich herumreißen und die Welt auf ordentlichen Kurs bringen – solche Illusionen sollten erst gar nicht aufkommen.

Problembewusstsein, ja das haben sie. Johanna Diehl, eine Fotografin, hat Gotteshäuser in Zypern besucht, ehemalige orthodoxe Kirchen im türkischen Nordteil der Insel, kleine Moscheen-Räume dort, wo jetzt allein die Griechen das Sagen haben. Da wie dort verlassene Räume, bisweilen desolat, jedenfalls ungenutzt. Viele Menschen, weibliche Menschen, tauchen in den Fotos von Nilbar Güres auf. Die türkische Feministin (ja, das gibt es) hat Frauen in künstlich gestellten Situationen fotografiert, die in einer patriarchalen Gesellschaft eigentlich Männern zukommen.

Ernst Logar hat eine Video-Installation „Das Ende der Erinnerung“ gemacht. Das ist wörtlich zu nehmen, denn wer sich heutzutage an seine Kärntner Partisanenzeit erinnert, ist so gut wie am Lebensende angelangt. Es sind Interviews. Die Bildschirme sollten eigentlich auf den Küchentischen der Gesprächspartner stehen, und so war es auch, als Ernst Logar diese Videos im Parlament präsentierte. Weil es aber eine Wanderschau ist, musste man den alten Leutlein ihre Originalmöbel zurückgeben. Jetzt stehen die Bildschirme auf bedeutungsneutralen schwarzen Tischen.

Fremd müssen übrigens nicht nur die anderen sein, auch an einem selbst findet man, genau betrachtet, erhebliche Blindstellen. Der jung verstorbene Slowake Ján Mancuska hat in einer Performance all jene Körperstellen eines nackten Mannes bemalen lassen, die er nicht selbst sehen kann. Da könnte man vor den effektvoll vor beleuchteter Wand präsentierten Fotostreifen schon ins Grübeln kommen. Das eigene Gesicht ist komplett den anderen ausgeliefert! Eigentlich schade, dass man von der eigenen Visage so gar nichts hat, dass einem gerade das eigene Antlitz gar so fremd ist.

Ins Philosophische weisen auch Wendelien van Oldenburgh mit einer Videoinstallation und die Wiener Künstlergruppe „Klub Zwei“ (Simone Bader, Jo Schmeiser), die mit Jugendlichen arbeiten.

Fazit: Wie friktionsfrei wäre doch das Zusammenleben, wenn man aus möglichst allen Menschen Künstler machte oder ihnen wenigstens die guten Absichten von Künstlern einbläute, bevor sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.

„Wie zusammen leben?“ Bis 8. Juli im Salzburger Künstlerhaus – www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: Salzburger Kunstverein

 

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