Mit Farbe aus Kupfer und Eisen
GALERIE IM TRAKLHAUS / JAKOB GASTEIGER
26/04/12 Eisenpigment, das rostig wird, sobald man die Verpackung öffnet, fein geschrotetes Aluminium, Kupfer, Glas: Solches Material verwendet normalerweise ein Bildhauer. Jakob Gasteiger lotet mit seinen „Farben“ die Grenzen zwischen Skulptur und Malerei aus. Hauchfeines Papier auf Leinwand lässt dagegen Grenze zwischen Malerei und Grafik verschwimmen.
Von Heidemarie Klabacher
Mit breitzahnigen – aus Karton selbst ausgeschnittenen – „Kämmen“ trägt Jakob Gasteiger sein opulentes Farbmaterial auf Leinwand auf. Drei Tage dauert es, bis etwa die Mischung aus Glas und rostigem Eisen trocknet. Als Betrachter gehe man am besten ohne allzu viele Assoziationen an seine Arbeiten heran. Am Liebsten lasse er „das Bild seine Geschichte selbst erzählen“, sagte Jakob Gasteiger heute Donnerstag (26.4.) in der Galerie im Traklhaus im Gespräch mit DrehPunktKultur.
Die breiten Rillen erinnern tatsächlich an „vergrößerte Pinselstriche“. Die meisten Arbeiten zeigen streng gezogene gerade Furchen. Jakob Gasteiger erklärt seinen Ansatz aber am Beispiel der im Duktus sehr bewegten, in der Farbe silbrig schimmernden Arbeit „11. 2. 2009“ (er gebe seinen Arbeiten keinen Titel, sondern zur eigenen Orientierung oft ein Datum, so der Künstler): Man erkennt in dieser eher kleinformatigen Arbeit in Acryl und Aluminium tatsächlich genau, welcher „Pinselstrich“ wann gemacht worden sein muss. Damit wird klar, was Jakob Gasteiger meint, wenn er sagt, er sehe seine Arbeit als „eine Befragung des Systems Malerei“.
Für ihn sei es daher wichtiger, darauf zu achten, "woraus ein Bild besteht", als welchen Inhalt es vielleicht transportiere: "Was entsteht, wenn ein Maler Material vewendet, das aus der Skulptur kommt?" Gerne bewege er sich mit besonders opulenten Farben und glitzernden Partien auch einmal an der Grenze zum Kitsch. Die Strenge der Form lässt Kitsch aber ohnehin nicht zu.
Im Studio der Galerie im Traklhaus sind kleinere Arbeiten, im großen Saal großformatige ausgestellt. Auf die allergrößten Arbeiten habe man in der vom Traklhaus und dem Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz gemeinsam organisierten Schau in Salzburg verzichten müssen: „Die Türen setzen uns die Grenzen, nicht die Wände“, so Dietgard Grimmer.
Der Technik des „Einfurchens“ bedient sich Gasteiger bereits seit den 1980er Jahren. In der Ausstellung im Traklhaus werden neuere, in den vergangenen fünf Jahren entstandene, Bilder gezeigt, die alle aus Farben bestehen, die aus Materialien, wie sie für Skulpturen verwendet werden. Aber auch neueste Papierarbeiten des international bekannten, aus Salzburg stammenden Künstlers sind zu sehen - erstmals in Österreich.
Hier tut Gasteiger den zweiten Grenzschritt – den zwischen Malerei und Grafik: Er hat schwarzes Seidenpapier und altmodisches (aus dem Büroalltag längst verschwundenes) Kohlepapier zum Durchpausen auf Leinwand geklebt. Das Seidenpapier löst sich auf, an diesen Stellen haben die Kunstwerke fast die Struktur der Leinwand angenommen. Das Kohlepapier („industriell gefertigte monochrome Kohlezeichnungen“ nennt es Gasteiger) behält seine Glätte – und lässt die Farbe abrinnen.
Zum zweiten Mal zeigt die Galerie im Traklhaus eine Einzelausstellung von Jakob Gasteiger, die aktuelle Ausstellung „An der Grenze von Graphik zu Malerei und Malerei zu Skulptur“ sei die bislang größte Personale in Österreich, so Dietgard Grimmer.
Jakob Gasteiger wurde 1953 in Salzburg geboren, lebt und arbeitet seit 1975 in Wien. Er erhielt 1990 den Faistauer-Preis für Malerei des Landes Salzburg und 1992 ein Staatsstipendium für Bildende Kunst.