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Sechs Pferdchen im Kunst-Karussell

GALERIE IM TRAKLHAUS / SALZBURG-VALLADOLID

15/12/11 Auch das ist eine Art, mit fremdsprachigen Zeitungen umzugehen: Roman Wagenbichler hat Blätter ungarischer Tageszeitungen so übermalt, dass der ursprüngliche gedruckte Text durch schablonenartig ausgesparte Blockbuchstaben durchscheint.

Von Reinhard Kriechbaum

altDiese Buchstaben sind manchmal spiegelverkehrt oder liegen sogar quer und sie ergeben miteinander keinen Sinn – so wie für den Künstler die Zeitungsmeldungen keinen Sinn ergeben, weil er der ungarischen Sprache nicht mächtig ist. In einer anderen Serie hat Wagenbichler Schnittmuster übermalt. Wahrscheinlich kann er auch nicht nähen.

Wagenbichler ist einer von drei Salzburger Künstlern, die zur Zeit in der Galerie im Traklhaus ausstellen, im Rahmen des alle drei Jahre ausgeschriebenen Kooperationsprogramms. Die anderen beiden Salzburger sind Erich Gruber und Ferdinand Götz. Letzterer zeigt unter anderem eine Fotoserie, für die er Menschen mit Decken umhüllt hat. Bloß einzelne Körperteile, zum Beispiel eine Hand oder ein Auge, werden sichtbar.

altErich Gruber geht die Religion im Kopf herum. Wie Schemen tauchen in seinen Lackbildern Bilder auf, etwa Jesus mit Herz und dergleichen. Kann man sich von so gut gemeinten, eigentlich kindischen Verbildlichungen lösen, oder bleiben sie in unserer Vorstellungswelt haften, mehr oder weniger verschüttet? Die großformatigen Arbeiten machen nachdenklich.

altBeim Kooperationsprogramm geht es darum, durch die Zusammenarbeit mit auswärtigen Galerien den heimischen Künstlern auch ein Podium anderswo zu sichern. Die gegenwärtige Ausstellung wurde gemeinsam mit der spanischen Galerie La Maleta (Valladolid) ausgerichtet worden und war dort im Oktober zu sehen.

Die drei spanischen Künstler in der Schau: Darío Alvarez ist eigentlich Gartenarchitekt. Aus Papier bastelt er verspielte Abstraktionen aus Architekturteilen oder Pflanzenmustern. Die kleinen Dinge kommen in eine Art gerahmten Setzkasten, ebenfalls aus Papier oder Karton. Miguel Isla macht Collagen aus handgeschöpftem weißen und (sparsam eingesetztem) schwarzen Papier. Marino Olcese schließlich hat Linolschnitte gemacht, die an chinesische Drucke erinnern und Schriftzeichen paraphrasieren.

Jeder der Künstler hat seine Qualität und Originalität – miteinander haben die Sechs freilich gar nichts zu tun. Da kommt man schon ins Nachdenken über die Sinnhaftigkeit solcher Ausstellungen. Das Kunst-Karussell dreht sich beständig, und das muss wohl so sein. Drei Salzburger können in ihrer Biographie künftig drauf verweisen, dass sie auch in Spanien ausgestellt haben. Kosten tut’s nicht viel, das soll uns beruhigen.

Bis 21. Jänner in der Galerie im Traklhaus. – www.traklhaus.at
Bilder: dpk-krie

 

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