Kosmetische Bilder
GALERIE EBORAN / NICOLE HASSLER
06/10/10 Was uns der Nagellack erzählen kann. Nicole Hassler, eine Künstlerin aus Genf, arbeitet gerne mit kosmetischem Material. Sie stellt in der Galerie Eboran aus.
Von Ulrike Guggenberger
Erst im Zurücktreten erschließen sich Nicole Hasslers Objekte dem Betrachter als Bild. Jeweils sechs Kuben sind in exakt gleichen Abständen zueinander montiert. Aluminiumröhrchen bilden die Seitenwände, vorne ist ein Brettchen, das mit Nagellack eingefärbt ist. Die Rechteckgebilde fügen sich zu einem quadratischen Objekt aus minimalistisch monochrom bemalten Plättchen. Diese sind wiederum in Serie über die gesamte Länge der Wand montiert, was eine Art Fries ergibt.
Nicole Hassler hat bereits in früheren Arbeiten Kosmetikprodukte verwendet. Nun pinselte sie Nagellackfarbe auf 15 x 7,5 cm kleine Kuben. Von der kühlen geometrischen Exaktheit, gebrochen durch die jeweils trendigen, modischen Farben des Nagellacks, geht eine anziehende Wirkung aus. Streng geometrisch, zugleich körperhaft und glatt, aber in einer alles überstrahlenden warmen Farblichkeit verbreiten die Objekte in ihrer Gesamtheit eine aufregend kühle Sinnlichkeit in den weißen Galerieräumen.
Essentielle Mittel der Malerei wie Farbgebung und Gestalt der Rechteckchen verweisen auf eine Symbolik, die auch für Gegensatzpaare wie hart/weich, männlich/weiblich stehen. Nicole Hassler verwendet in ihrer Arbeit Materialien, die mit dem Attribut „feminin“ bzw. „maskulin“ besetzt sind. Sie vermitteln verblüffend konkret den Begriff Dualität. Die Farbe des Nagellacks etwa richtet sich jeweils nach dem „dernier cri“ der Saison, und die Titel der Objekte beziehen sich auch auf die jeweilige Seriennummer des Nagellacks etwa NL S6-15, N 1.
Das Ausstellungsprogramm der Galerie Eboran verpflichtet sich einem Konzept der Vielgestaltigkeit. Zuletzt zeigte die Galerie Malerei von Stefan Heizinger, die sich nicht allein mit den Ausstellungsflächen begnügte, sondern sich in ihrer kraftvollen Intensität bis in den Raum hinein erstreckte. Schon allein die beiden unmittelbar aufeinander folgenden unterschiedlichen Positionen Nicole Hassler und Stefan Heizinger geben dem Betrachter die Möglichkeit, zeitgenössische Positionen der bildenden Kunst kennen zu lernen.