Auch Schmuck sollte eine Skulptur sein
REPORTAGE / SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST (4)
22/08/10 Hat Schmuck vor allem mit edlem Metall zu tun, mit Gold, Silber, Platin? Danach wird man eher vergeblich Ausschau halten an den Arbeitstischen der Sommerakademie-Klasse des Portugiesen Manuel Vilhena auf der Pernerinsel in Hallein.
Von Reinhard Kriechbaum
Schon, Goldschmiedetechniken vermittelt Vilhena auch, aber nicht das kostbare Material ist für ihn das Entscheidende. "Schmuck ist eine künstlerische Sprache", sagt der Portugiese, und deshalb sei "der artistische Prozess nicht anders als in anderen Kunstsparten". Ob also Metall, Papier, Plastik - "wir komponieren Skulpturen".
Auf dem Tisch einer Kursteilnehmerin häufen sie sich gut faustgroße weiße Objekte. Bei Luftzug könnten sie davon fliegen, so luftig wirken sie. Gewelltes weißes Papier ist zu interessanten Formen gebauscht, gedreht, gerollt oder eingeringelt. Mit weißer Farbe und Kleber wird nachgebessert und fixiert. "Diese Objekte sollen Ruhe vermitteln", erklärt die Dame, die sich diese Dinge ausgedacht hat. Wie man diesen Schmuck trägt? Als Broschen zum Anstecken, oder auch an einem Band um den Hals. Das wird auch gleich vorgeführt.
Eine junge Halleinerin erzählt, dass sie in Graz eine zweijährige Goldschmiedlehre absolviert habe. Nun aber gehe sie "in eine künstlerische Richtung". Mit Silikon arbeitet sie gerade, aber "es ist gut, die Basistechniken des Schmuckhandwerks zu kennen".
Insgesamt 310 Studentinnen und Studenten aus 42 Ländern haben heuer an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst teilgenommen. 42 Prozent kommen aus Österreich, 45 Prozent aus EU-Ländern inklusive der Schweiz. Trotz Änderungen in der Programmierung sei die Auslastung der Kurse gleich, sagt Sommerakademie-Leiterin Hildegund Amanshauser. Den Anteil an Freiplätzen hat man allerdings reduziert. "Freiplätze werden durch gesponserte Plätze ersetzt." Insgesamt werden etwa 40.000 Euro für Stipendien und geförderte Studienplätze verwendet. Ein Teil dieser Finanzierung wird vom Verein der Freunde der Salzburger Sommerakademie für Bildende Kunst aufgetrieben.
Gibt es eigentlich "Stammkunden" unter den Sommerakademie-Teilnehmern? In den letzten Jahren sei etwa ein Drittel der Kursteilnehmer schon vorher da gewesen, sagt Amanshauser. Das hänge natürlich auch davon ab, wer unterrichtet und ob es "Fixstarter" in den Reihen der Dozenten gibt. "Ich bitte die meisten Lehrenden, zwei Jahre zu unterrichten - aber dann sollte auch wieder ein Wechsel sein." Das, so Hildegund Amanshauser, sei ein Unterschied zu früher. (Ende der Serie)