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Im Nahkampf

Von Reinhard Kriechbaum

Kräftige Muskelmänner mit tätowierten Körpern gehen in einem mit Gitter gesichterten Geviert aufeinander los. Aber auch die Zuschauer dieser Kämpfe sind Leute, deren einprägsame Physiognomien es lohnt, genauer zu studieren. In seiner ersten Ausstellung in der Galerie Ruzicska vor etlichen Jahren hat Giovanni Castell nächtliche Wald-Fotos gezeigt. Ist ein größerer Kontrast denkbar zu den Boxkampf-Schnappschüssen?

Doch halt, da ist eine Fußangel dabei. Es sind gar keine Momentaufnahmen. Giovanni Castell "baut" seine Motive sehr sorgfältig, so wie er seine "Models" selbst castet. Es sind Sport-Kumpanen, die er kennt und instruiert. Da tauchen plötzlich Gesten auf, die einem in der Kunstgeschichte schon mal untergekommen sind. Manche der großformatigen Fotoarbeiten wirken eher wie ein barocke– oder gar der Renaissance entsprungene? – Tafelbilder. Auch wenn die Bewegung wie spontan eingefangen wirkt, hat sie doch ihre Ordnung. Räume und Menschen stehen in überlegten Proportionen angeordnet.

Die Spannung ist greifbar: Auf der einen Seite eine martialische Sportart, die in Hinterhöfen und Schmuddellokalen betrieben wird und der etwas von Rabaukentum, wenn nicht gar Outlaw-Dasein, anhaftet. Auf der anderen Seite also ein ästhetisierender Foto-Künstler, der die Szenen gleichsam domestiziert. Könnte es sein, dass an Giovanni Castell (geboren 1962 in München, in Hamburg lebend) ein Theaterregisseur verloren gegangen ist? Vielleicht riecht er ja einmal Lunte.

Im ersten Stock zeigt die Galerie Ruzicska großformatige Gemälde von Clemens Wolf (geb. 1981 in Wien). Er fotografiert aufgelassene Lagerhallen und andere urbane Ruinen, überträgt die Motive auf Packpapier, schneidet Partien aus und legt diese Schablonen auf Leinwand. Je nach vorheriger Grundierung und Chroma der Sprühfarbe entstehen ganz eigenwillige Bilder, die zwischen Naturalismus und Nacht-Fantasie zu pendeln scheinen.

Bis 20. März in der Galerie Ruzicska - www.ruzicska.com
Bilder: www.ruzicska.com

 

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