Mit dem Mythos der Unnahbarkeit aufräumen
GALLERY WEEK END
25/07/22 Man glaubt ja gar nicht, wie viele Galerien in der Stadt Salzburg Kunst verkaufen. Dem abzuhelfen, wurde voriges Jahr das Gallery Week End erfunden. Von 27. bis 30. Juli präsentieren sich heuer 25 Galerien und Ausstellungsräume. Herzstück im Programm sind die sieben Art Walks.
Von Heidemarie Klabacher
„Das Angebot in der Stadt ist richtig gut. Warum nicht einmal im Jahr den Blick auf die großen etablierten und jungen aufstrebend Galerien in der Stadt richten?“ Das war der Ausgangspunkt für Ulrike Reinert, wie in vielen anderen Städten endlich auch in Salzburg ein Gallery Week End zu veranstalten. „Mit dem Mythos der Unnahbarkeit aufräumen“, war dabei ein ganz besonderes Anliegen. Insgesamt 53 Galerien gibt es derzeit in der Stadt Salzburg, 350 Kunst- und Antiquitätenhandlungen in Stadt und Land. „Die Idee ist schon, es künftig jährlich stattfinden zu lassen“, sagt Ulrike Reinert bei der Pressepräsentation. Der Zeitpunkt, derzeit also Ende Juli, werde allerdings diskutiert, ein Termin zwischen Ostern und Pfingsten werde von vielen in der Szene gewünscht. Irgendwann wird das Gallery Week End vielleicht auch mal österreichweit stattfinden. Aber das ist Zukunftsmusik.
Jetzt also Gegenwart. „Von professionellen Kunstvermittlerinnen geführte Touren gewähren einen tieferen Blick hinter die Kulissen. Ermöglicht werden Begegnungen und Gespräche mit den Künstlerinnen und den Galeristinnen“, so die Veranstalter. Denn es geht nicht nur ums Kunst-Geschäft: „Gerade in der heutigen Zeit werden jene Plätze dringend benötigt, in denen über den Weg der bildenden Kunst diskursive Freiräume entstehen, wo auch das Kontroversielle an- und weitergedacht werden kann“, sagt Ulrike Reinert, die Berufsgruppensprecherin für den Kunsthandel in der Wirtschaftskammer Salzburg. 2022 sind dabei: Galerie Blümel, Elektrohalle Rhomberg, Fotoho, Galerie Frey, Fünfzigzwanzig, Galerie Haas & Gschwandtner, Salzburger Kunstverein, L.art GALERIE, Leica Galerie Salzburg, Mario Mauroner contemporary Art Salzburg, Galerie Morteveille Salzburg, NL Galerie, Periscope, Galerie Thaddaeus Ropac, Galerie Toplev, Galerie Nikolaus Ruzicska, Galerien der Stadt Salzburg, Kunst im Traklhaus feat. Summeracademy, Galerie Trapp, Galerie Sophia Vonier, Walentowski Galerien Salzburg, Galerie Welz.
Sieben Art Walks werden angeboten. Zentrale Frage: Wie betrachten, wie erleben wir Kunst. „Die Wahrnehmung von Kunst kann individuell und sehr persönlich sein. Gerade aber im Bereich der zeitgenössischen Kunst kann eine kompetente Einführung und zusätzliche Information die eigene Kunstbetrachtung hilfreich unterstützen“, sind die Galeristen überzeugt. Die Art Walks richten siche „an den geübten Kunstbetrachter und an den Laien“. Alle teilnehmenden Galerien werden mit je einer Kunstvermittlerin besucht
Auf dem Veranstaltungsprogramm steht etwa Führung durch das Künstlerhaus, den1884/85 gebauten Vereinssitz des Salzburger Kunstvereins. „Das Künstlerhaus wurde entsprechend seinem Zweck erbaut: mittig befindet sich ein großer Ausstellungsraum, rundherum sind Künstlerateliers angeordnet. Heute wird das Künstlerhaus als Kunsteinrichtung und Veranstaltungsräumlichkeit genutzt, in dem neben dem Salzburger Kunstverein weitere Institutionen und Künstler_innen in insgesamt 22 Ateliers arbeiten“.
Ausstellungen und Veranstaltungen sind die beiden Programmsäulen von 27. bis 30. Juli. Periscope. KulturInitiative für Kunst- und ZeitgenossInnen zeigen die Ausstellung ad astra: „Tim Cierpiszewski aus Leipzig arbeitet mit vorgefundenem digitalen Bildmaterial aus dem World Wide. Frei nach dem Ausspruch „Ein Bild wird gebaut wie ein Haus“ entsteht „eine digital erzeugte ungegenständliche Malerei“, die architekturbezogen präsentiert wird.
In der Fünfundzwanzig zeigt Gunda Gruber Collagen im Raum. Die Galerie Frey zeigt anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens eine Gruppenausstellung mit Werken aller Künstlerinnen, die bisher ausgestellt und von derGalerie vertreten wurden. Die Galerie Welz zeigt die Festspielausstellung Eudard Angeli.
Das Veranstaltungsprogramm bringt etwa in der Galerie Toplev die Konzerte Bordun, Noche de Ronda und Sommerklänge. Hier gibt s auch einen ArtTalk über Preis und Wert von Kunst im digitalen Zeitalter. Im Kunstverein präsentiert Camille Henrot das Sunset Kino: Das einige Arthouse-Freiluftkino in Österreich. „Screening from the Inside“ wurde erstmals auf e-flux Video & Film im Rahmen der Reihe Artist Cinema gezeigt. Camille Henrot stellt die Filme vor und ist auch bei einem Künstergespräch im Zentrum. Der Fotohof feiert die Finissage Rudi Frey.