Schmuck für Riesen?
ELIGIUS SCHMUCKPREIS
01/06/22 Sie sehen aus wie eine Kreuzung aus Kothurnen, wie sie Schauspieler in der Antike trugen, und den traditionellen Kloempen, den Holzschuhen niederländischer Bauern. Die Sandals von Lilian Mattuschka könnten einem Menschen mit normaler Schuhnummer passen. Aber die Ketten!
Von Reinhard Kriechbaum
Diese Ketten hängen in der Landesgalerie Kunst im Traklhaus von der Decke. Die Kettenglieder sind aus Holz geschnitzt, und darunter liegen Holzschnipsel dieser gewiss zeitraubenden Arbeit. In meditation nennt die in Österreich geborene und in Italien lebende Künstlerin diese Raum-Objekte. Sie hat kürzlich den Eligius Schmuckpreis des Landes Salzburg entgegen genommen. Lilian Mattuschka absolvierte Ausbildungen in Florenz und Turin und besucht seit 2020 den berufsbegleitende Universitätslehrgang „art & economy“ an der Universität der Angewandten Künste in Wien.
Mit dem Eligius Schmuckpreis – er ist mit 7.000 Euro dotiert – kann Salzburg ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen. Es ist der einzige Wettbewerb für zeitgenössische Schmuckkunst in Österreich. Diesmal gab es 35 Einreichungen. Arbeiten jener zehn Künstlerinnen und Künstler, die in die engere Wahl um die Auszeichnung kamen, sind im Traklhaus zu sehen.
Diese Schau im triennalen Rhythmus ist immer höchst anregend, weil da völlig unterschiedliche Ansätze zusammen kommen. Manche Dinge klönnte man sich tatsächlich umhängen oder an den Finger stecken, anderes wieder geht weit über Körperschmuck hinaus – sie wie eben die Riesen-Ketten der Preisträgerin Lilian Mattuschka.
Die Triangle Mask von Andreas Eberharter könnte man sich gut in einem Sado-Maso-Act vorstellen, wogegen die Broschen aus flauschigen Silikonfasern von Andrea Halmschlager eher an Plüschtiere erinnern. Attraktiv wirken die aus Holz geschnitzten, oberflächenveredelten Kettenanhänger von Michelle Kraemer. Aus Tixo-Ringerln geflochten ist eine Umhängekette von Andrea Auer. Oft sind Material-Spielchen angesagt. Bei Gerti Machaceks Arbeiten täte man nichts aus Material-Echtheit geben – und doch sind diese Dinge aus Malachit oder Lapislazuli. Hingegen denkt man vor den Objekten von Izabella Petrut nach, was für Mineralien das sein könnten – aber diese Ketten für Schwergewichte sind doch aus Gießharz.
Konstanze Prechtl hat Halsband-Anhänger in Prismenform entworfen. Sie haben eine textil-glänzende Oberfläche und zeigen je nach Lichteinfall andere Wirkung. Benedikt Fischer schrammt mit seinen Muscheln, in die Mäuler mit Zähnen gefräst sind, hart an der Grenze zum Kitsch vorbei. Debenfalls in die Endausscheidung gekommen sind Ulrike Johannsen, und Konstanze Prechtl.
Im Studio zeigt man unter dem Titel „retrospektiv“ einen Einblick in das Schaffen der österreichischen Schmuckkünstlerin Erika Leitner. Ihre Spezialität sind aus feinem Draht geflochtene, sich also dem jeweiligen Körperteil anpassende Objekte.