"Aufgeladene" Denkmäler
GALERIE IM TRAKLHAUS / MARKO LULIC
05/08/10 Ein Herr Lulic hat den Untergang der Titanic überstanden, indem er einem Matrosen das Käppi geflaucht hat und so ein Rettungsboot besteigen durfte. Das war natürlich nicht Marko Lulic, der seinem Namensvetter nun ein Denkmal aus Neonröhrenschrift gewidmet hat.
Von Reinhard Kriechbaum
Marko Lulic, Assistent von Daniel Richter an der Wiener Akademie der Bildenden Künste, derzeit Lehrer auf der Sommerakademie, im Vorjahr Träger des Kardinal-König-Kunstpreises, ist ja drei Generationen jünger als der Titanic-Überlebende. Denkmäler haben es dem Künstler generell angetan. So aufdringlich sie nämlich herumstehen im öffentlichen Raum, werden sie doch "unsichtbar, weil man sich an sie gewöhnt", sagt Marko Lulic.
Also Zeit für spektakuläre Denkmalstürze? So weit geht Lulic nicht, sondern er spricht eher von "aufgeladenen Skulpturen". Er macht also etwas damit, was Zeitgenossen möglicherweise irritiert. So hat er in den Hof des Traklhauses in roten Riesenlettern auf ein Gerüst geschrieben: "Death of the Monument", wohl wissend, dass Denkmäler so und so nicht wegzukriegen sind. In Belgrad hat er auf einem Kunstwerk im öffentlichen Raum herumgeturnt, und weil dieses von einem angesehenen Künstler des ehemaligen Jugoslawien stammte, hat man ihn prompt getadelt für diese Respektlosigkeit. Ein running gag ist eine Fotoserie, für die Marko Lulic Museums- und Galerienarbeiter ein Partisanen-Monument gleichsam "nachspielen" lässt: zwei, die ihren verletzten oder toten Kameraden wegtragen.
Marko Lulic leitet auf der Sommerakademie für Bildende Kunst die Klasse "Raum und Körper" - ein denkbar offener Kurs, wie er betont, der Schaffenden der unterschiedlichsten Sparten offen steht. Er selbst ist ja auch in unterschiedlichsten Medien unterwegs und zeigt in der Galerie im Traklhaus Videos und Objekte.
In einer TV-Show 1970 hat Raquel Welch eine Tanzszene in einem Skulpturenpark in Mexiko gedreht. Lulic macht ein Remake, mit heutiger Musik, und er lässt seine Tänzer zwischen Skulpturen tanzen, die sich in Rottweil auf der grünen Wiese befinden.
Ein Schild "Achtung, Fake!" müsste bei den meisten Videoarbeiten Lulic' angebracht sein. Da stimmt einmal die Tonspur nicht, oder es wurden alte Szenerien in neuem Umfeld nachgestellt. In einem Schwarzweißfilm über moderne Architektur in Wien sollte man dem Text gehörig misstrauen, wenn optimistisch davon die Rede ist, dass neue Architektur auch neues Denken, eine neue Gesellschaft spiegelt. Ist das in Wien wirklich so?
Ein polygonales Mini-Gerüst mit bunten Glühbirnen fällt auf. Es ist eine maßstäbliche Verkleinerung des Turms der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Wien, "geschrumpft auf Nachtkästchengröße", wie der Künstler ironisch sagt.