Die fotografische Seele
MdM RUPERTINUM / ELFI SEMOTAN
02/08/10 „Extreme der Fotografie“ ist das Thema der Klasse in der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst, die Elfi Semotan gerade zusammen mit Roberto Ohrt leitet. Dieser Titel passt ebenso auf die merk-würdige Ausstellung mit Künstlerporträts und Atelierfotos, die im Rupertinum zu sehen ist.
Von Wolfgang Richter
Zum ersten Mal bietet sich Gelegenheit zur Begegnung mit einem derart umfangreichen Querschnitt ihrer Porträts von 1990 bis 2010. Begleitet wird die ca. 60 Arbeiten umfassende Schau (kuratiert von Margit Zuckriegl) von einem repräsentativen Katalog (erschienen bei Hirmer), dem Albert Handler eine den Fotografien ebenbürtige Gestaltung gegeben hat.
Schon der Umschlag des Katalogs verweist auf ein Spezifikum der Arbeitsweise von Elfi Semotan: Ganz groß ist da zu lesen „From Louise Bourgeois to Jeff Wall“, klein darunter steht der Name der Fotografin. Damit werden jedoch nicht große Namen als werbewirksamer Faktor geködert; dahinter steckt eigentlich schon das fotografische Programm von Semotan. Das Gegenüber der Fotografin steht im Mittelpunkt, nicht die eigene Publicity. Die hat Elfi Semotan bei Gott auch nicht nötig, hat sie doch als international renommierte Modefotografin für berühmte Labels und Magazine mediale Präsenz.
Diese Erfahrung fließt auf natürliche Weise in ihre autonome künstlerische Arbeit ein.
Betritt man die Ausstellung, so stellt sich sofort ein Moment der Spannung ein. Hier geht es nicht um vordergründige Repräsentation, wie ein Star vorteilhaft in Szene gesetzt werden kann. Hier geht es um persönliche Geschichten: der Eitelkeit, des Selbstbewusstseins, der Melancholie, der Selbstbefragung, des Staunens, der Zufriedenheit, der Entschlossenheit, des Schmunzelns über sich selbst - also um Menschen: Die einen wählen eine Maske oder Pose, andere fühlen sich in ihrer Haut wohl.
Mindesten so aussagekräftig wie die Menschen gestaltet Semotan die stilllebenartigen Einblicke in ihre Ateliers, wo es ihr durch den überlegten Bildausschnitt gelingt, das akzidentiell Beiläufige als substanzielle Attribute der Künstler aufzuspüren.
Viele der Bilder sind aus Freundschaft heraus gewachsen. Hinter allen steht ein klares Konzept: mit den Künstlern gemeinsam die Form zu entwickeln, Respekt vor der Individualität zu wahren, die Wahl des Ortes dem Künstler anheim stellen, einen fotografischen Gestus zu entwickeln.
Der Rest ist das, was diese Bilder so berührend macht: die fotografische Seele der Elfi Semotan.