Täglich neue Karawanen
BERUFSVEREINIGUNG / PETER LEISINGER
14/07/10 Am Ende dieser Woche zieht die Karawane der absonderlichen Tiere, die der Schweizer Peter Leisinger in der Berchtoldvilla hat aufmarschieren lassen, weiter: die Holzplastiken eines fantasievollen Eigenbrötlers.
Von Reinhard Kriechbaum
Gelegentlich lädt die Berufsvereinigung Bildender Künst6ler Kolleginnen und Kollegen von anderen Künstlervereinigungen ein (was meist auch Austausch bedeutet). Diesmal ist die Wahl auf den Schweizer Peter Leisinger gefallen. "Täglich neue Karawanen" heißt die Schau, und sie sieht tatsächlich so aus, als würden da jeden Tag wieder neue Herden von Holz-Tieren Material anliefern.
Denn wenn man im ersten Raum im ersten Stockwerk über ein gar eigenwilliges Ding, einen zur Fäden-Marionette mutierten Sessel, stolpert, wundert einen ja schon nichts mehr. Da ist man vorbei gekommen an Stiegen steigenden Holzpferden, die sich schwer beladen hinauf zu bemühen scheinen. Besser scheint es ein Tiger getroffen zu haben, der mit seinem Wärter lässig da lehnt und raucht: Tier und Zooangestellter beim entspannten Chillout ...
"Ich setze gerne Figuren zusammen", erklärt der Künstler. Leute, die miteinander re3den, die sich im Wirtshaus treffen. Oder eben Karawanen von Fabeltieren, die in Reih und Glied von Zimmer zu Zimmer zu marschieren scheinen. Den Ameisen sagt man solchen Fleiß eigentlich nach.
Seit 1993 macht Peter Leisinger solche Figuren-Ensembles. Aus Brettchen und grob beschnitzten Hölzern sind sie zusammengesetzt, danach werden sie mit Pigmentfarben bunt bemalt. Recht verspielt schaut das aus, und ein wenig ironisch. Satire, Querdenkerei, bizarr-verquere Fantasie, Understatement und Mut zum Kitsch - eine eigenwillige Mischung. Älteren Salzburgern dürften sich an Alois Lindner erinnern, diesen eigenbrötlerischen Bildhauer in seinem Festungs-Atelier: Peter Leisinger wäre ein Wesensverwandter.
Im Dachboden, so sieht es aus, haben die hölzernen Flugsaurier einen Rastplatz gefunden. Aber der Raum ist als "Kamelzimmer" ausgewiesen, also dürfte es sich um Wüstenschiffe handeln, die von Pegasus ein paar Gene mitbekommen haben.