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Vergängliche Kunst

REPORTAGE / KUNST-LITFASS-SÄULEN

01/08/17 Der Stadt eine neue „Skyline“ verpassen? Das ist in Salzburg auch im Kleinen mutig gedacht. Der Künstler Stefan Wirnsperger hat eine Litfaß-Säule mit dem Stadtplan von Salzburg eingewickelt – und überall dort, wo in echt Gebäude stehen – Dom, Festung, Vorstadthaus – rosa, grüne oder weiße Styroporquader aufgeklebt.

Von Heidemarie Klabacher

DrehPunktKultur radelte zufällig vorbei, als der 1985 in Tamsweg geborene Künstler, mit einer Flasche Uhu in der Hand, der zylinderförmig aufgerollten Stadt ihr neues Gesicht verlieh. Nein, es seien keine Mini-Nachbildungen des Doms oder der Residenz oder der Klöster. Es sind geradlinige, verschieden große Quader. Lauter Wolkenkratzer entlang der Salzach? „Ja, ich weiß. Allein der Gedanke ist ungeheuerlich, wo hier schon ein einzelnes Bauwerk die Wogen hochgehen lassen kann.“ Stefan Wirnsperger deutet ans andere Salzach-Ufer, wo das Heizkraftwerk noch immer – für manche als Provokation und Ärgernis – unverdrossen trutzig seinen Turm in den Himmel wachsen lässt.

Nein, er wolle keineswegs Altes durch neues Neues ersetzten, wohl aber wolle er zum Nachdenken anregen, darüber wie urbaner Raum sich entwickeln könnte, wolle dazu anregen, neue Standpunkte einzunehmen.

Nein, es mache ihm auch nichts aus, so Stefan Wirnsperger, wenn Passanten „Gebäude“ von der Litfaß-Säule pflücken oder Gewitter Sturmschäden verursachen würden: „Es ist ein temporäres Projekt.“

Tatsächlich liegen jetzt – einige Tage nach der zufälligen Begegnung beim Aufbau – bereits zahlreiche Styropor-Quader zu Füßen der Litfaß-Säule am Franz-Josef-Kai 27.

Aber geht es aufgeklebten Plakaten besser? Und wie kommt man überhaupt auf die Idee? Darf man das, sich über eine Litfaß-Säule hermachen? Nun, im Rahmen eines temporären Kunstprojektes schon. In Salzburg gibt es 250 Litfaßsäulen im öffentlichen Raum, dazu kommen moderne City-Light-Säulen und seit neuestem auch „Digi-Screens“ mit bewegten Bildern. Die Stadt Salzburg hat in Zusammenarbeit mit dem Kunstbeirat, der Kulturabteilung des Landes und Progress Werbung bereits zum vierten Mal den Wettbewerb „Kunst-Litfaßsäulen“ ausgeschrieben. Wirnsperger ist einer der Preisträger.

„Die zehn Siegerprojekte setzen sich wieder in sehr spezifischer und gewitzter Form mit dem Medium Plakatsäule in allen Erscheinungsformen auseinander“, so Dietmar Grimmer von der Galerie im Traklhaus. Zehn Künstlerinnen und Künstler transportieren nun Kunst statt Information - auf vier Litfaßsäulen, einem City-Light und Kurzfilme auf fünf neuen Digi-Screens. Zu sehen sind diese am Giselakai, in der Wolf-Dietrich-Halle von Schloss Mirabell, in der Franz-Josef-Straße/Ecke Rainerstraße, am Franz-Josef-Kai und auf dem Vorplatz der Stadtbibliothek in Lehen.

Beim zweiten Mal Vorbeiradeln am Abend des selben Tages, war die zylindrische Stadt fertig gepickt. Dass das Ganze ein temporäres Projekt ist, garantiert die denkmalpflegerische Unbedenklichkeit.

Litfaß-Säulen: Georg Frauenschuh „Kriterienverlust“ Franz-Josef-Kai 39, Stefan Heizinger „Litfaß goes Baroque“ Franz-Josef-Straße 1, Elisabeth Schmirl „Sichtbarkeiten“ Giselakai 51, Stefan Wirnsperger „Stadtlandschaft“ Franz-Josef-Kai 27. City-Light-Säule: Frank Furtschegger „Tages-Lauf“ Stadtbibliothek. Digi-Screens in der Wolf-Dietrich-Halle: Petra Gell „Die 4 Grazien Markieren“, Bernhard Gwiggner „beggarbelongings“, Séverin Krön „Permutable Art“, Annelies Senfter „Snapshots“, Angelika Wischermann „Streich um Streich“.
Bilder: dpk-klaba

 

 

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