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So humorlos wie die echte Welt

LANDESTHEATER / KAMMERSPIELE / SALE

27/01/12 Ist es die Aufgabe des Theaters, die marode Welt eins zu eins zu spiegeln? Wenn ja, dann ist die Uraufführung von „Sale“ in den Kammerspielen ein Volltreffer. Desolater kann eine Komödie – als solche bezeichnet Autor Georg Heinzen das Stück dezidiert – nicht ausfallen.

Von Reinhard Kriechbaum

Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht. Das Lachen ist den Haus-affinen Premieren-Stimmungsmachern, auf die sonst eher Verlass ist, am Freitag (25.1.) jedenfalls im Hals stecken geblieben. In der Pause gab’s möglicherweise für sie einen kleinen Kick. Spätestens zum Schlussbeifall waren sie zur Stelle und haben suggeriert, dass da ein Stück erfolgreich aus der Taufe gehoben worden wäre.

Ist es nicht. Dazu sind der Plot zu schwach, die Dialoge zu dürftig, die Figuren zu schemenhaft. Ein Staat ist pleite gegangen. Seine Bürger werden verscherbelt, verkauft oder verleast wie heutzutage schon Kanalisationssysteme oder der öffentliche Verkehr. „Schrotthaufen wie Sie dürfen ab jetzt an der Börse gehandelt werden“, sagt der Agent. Mehr als diese Bewertung war offenbar nicht drin aus Sicht der Rating-Agentur. Vater Neumann ist nämlich arbeitslos, und in der Familie kriselt es, auch deshalb. Man könnte es aber noch schlechter treffen. Die Unverkäuflich werden bei EBay versteigert, weiß der Nachbar. Er ist heißer Kandidat für diesen Vermarktungsstrang.

Käufer finden sich, eine leicht hysterische junge Dame, die sich einen Hund wünscht und nun eine Familie kriegt. Sehr witzig. Ihr Mann, ein phlegmatischer Pragmatiker, hat zugegriffen. Die Neumanns seien zwar „ein bißchen vulgär, dafür sind sie billig“.

Wie Menschen miteinander umgehen, wenn es plötzlich zu solchen Untertan-Verhältnissen kommt – darüber könnte man ein rabenschwarzes Stück schreiben, oder eines voll bissiger Ironie. Vielleicht auch eines mit boshaftem hinterhältigem Witz. Des Autors Georg Heinzen Humor bleibt aber in bitterem Sarkasmus stecken. Regisseur Thomas Schendel setzt noch eins drauf. Die Leute auf der Bühne gehen noch handfester und brutaler miteinander um, als es der Autor in den Text geschrieben hat. Und damit ist aller Anflug von Halblustigkeit endgültig draußen.

Das Ensemble müht sich ab mit seinen Klischee-Charakteren. Das Grundproblem dieses Stücks ist, dass man sich mit keiner dieser Figuren identifizieren mag, dass man keinem die Daumen drückt, dass sich für ihn oder sie irgendwas zum Besseren wendet. Irgendwie hat da Theater drauf vergessen, Theater zu sein. Ein mehr als trister Abend.

Aufführungen bis 23. Februar – Die Uraufführung von „Sale“ war Auftakt zur Projektwoche „Menschen Markt“ im Landestheater, bei der auch das „Bürgertheater“ wieder zum Einsatz kommt: In der Produktion „Wir gründen eine Bank“ und an dem von den Laien selbst verfassten Stücks „Die Macht des Geldes“ (29. und 30. Jänner). – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Landestheater / Christina Canaval
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