Graue Mäuse haben keine Lieder
MARIONETTENTHEATER / LEOPOLDS LIEDER
12/01/12 Er weiß, wo’s lang geht, der Mäuserich Leopold. Für alle Lebenslagen hat er Listen bereit: was zu tun ist, wovor er sich fürchten muss, wie man unvorhergesehenen Dingen tunlichst aus dem Weg geht. Das Landestheater zeigt im Marionettentheater eine Art „Sendung mit der Maus“.
Von Reinhard Kriechbaum
Leopold könnte eigentlich ganz glücklich sein, und er ist auch glücklich in seinem „Keller“, der recht luxuriös ausgestattet ist: Schließlich hat das Landestheater mit dem Kleinkinder-Stück „Leopolds Lieder“ von der Schwedin Gunilla Hällström im goldstuckgezierten Marionettentheater Logis genommen.
Da ließe es sich ohne Abenteuer kommod leben – aber das soll nicht sein: Albertina, eine mozärtlich aufrockende Turbomaus mit Gitarre, schneit bei Leopold herein. Nicht nur, dass sie da wohnen will. Sie will Leopold in Abenteuer stürzen und überredet ihn zu einem Flug nach Katzmandu. Von solchen tollkühnen Unternehmungen steht aber nichts auf den To-do- (oder Not-to-do-)Listen des häuslichen Leopold.
Kindertheater, altbewährt. Als Spät-Achtundsechziger hat man solches schon vor Jahrzehnten im Theater miterlebt. Man schaut in die Runde und kommt ins Sinnieren: Nicht nur die Kleinen, auch die Mehrzahl der Lehrerinnen und Kindergartentanten hat „Die Sendung mit der Maus“ nicht mehr miterlebt …
Die Schwedin Günilla Hällström gehört auch in diese Oldie-Generation. Sie hat vor zwei Jahren am Landestheater schon das nette Stück „Mama Muh und die Krähe“ gezeigt. Dass es fad ist, nicht nur Alltagstrott zu leben, dass sich Aufbrüche lohnen – das leuchtet den jüngsten Zuschauern ein. Damit sie nicht zu viel mitbekommen vom latent erhobenen Zeigefinger, mit dem die Regisseurin/Autorin zum Abenteuer mahnt, dreht man recht laut auf. „Leopolds Lieder“ ist keine Aufführung der leisen Töne, und der Zwischentöne schon gar nicht. Aber das junge Premierenpublikum hat am Donnerstag (12.1.) den Jung-Mäusen Christiani Wetter (dem zögerlichen Leopold) und Claudia Carus (der temperamentvollen und und musikalischen Albertina) mit spürbarer Freude zugeschaut und zugehört. So soll es sein.