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Fledermaus, Frosch und zwei Stimm-Chamäleons

KABARETT / MOTZART / QUAST, FISCHMANN

02/02/11 Altbauwohnung, heruntergekommen. Sogar ziemlich heruntergekommen… Im Kopf entsteht bei dieser Regieanweisung prompt ein „Fledermaus“-Szenario à la Neuenfels, in der Ausstattung von Anna Viebrock. Aber keine Panik! Michael Quast und Sabine Fischmann setzen auf Wortwitz und Musikalität, Stimmakrobatik und Gesangskunst, brillantes Timing und unglaubliches Tempo.

Von Heidemarie Klabacher

Niemand, der im Mozartjahr 2006 dabei war, hat „Don Giovanni a trois“ vergessen. Jetzt sind Thomas Quast und Sabine Fischmann mit der Mutter der Operetten wieder in der ARGE. Und wieder reichen die beiden virtuosen Stimm-Chamäleons völlig aus, um ein ganzes Bühnen-Panoptikum auszumalen. Sind in der „Fledermaus“ nicht noch mehr Protagonisten auf zwei Sänger und einen Pianisten (Rhodri Britton) zu verteilen, als im „Don Giovanni“? Da müsste man mal nachzählen. Verwickelter als die dramaturgisch geradlinige Höllenfahrt ist die Rache der Fledermaus allemal.

Adele sächselt münchnerisch. Schwester Ida übertreibt das auch noch. Blaueeiche, Gelbebuche, äh Rosalinde - „unerfüllter Kinderwunsch“ - schmachtet und schmalzt in schriller Primadonnenart (oder spricht Ungarisch). Gatte Eisenstein hat schon bessere Tage gesehen, versucht es also mit Angeben. Doktor Falke spricht mit verschlagener weicher leiser Stimme, Gefängnisdirektor Frank mit sonorem Bass und profunder Tiefe, in der viele gemütlichen HoHos kollern (besonders nett, wenn ein Sopran das macht). Prinz Orlofsky, „mit ungebrochenem Verhältnis zu Korruption und goldenen Klopapierhaltern" tyrannisiert seine Gäste auf Russisch.

Albert - Alles noch klar? Albert, der Heldentenor und Ex-Gesangslehrer der Hausfrau wird als deren Gatte im Morgenmantel desselben verhaftet - Albert also vereint auf sich alle affektierten Macken und stimmlichen Untugenden eines drittklassischen Provinzsängers, inklusive gekonntem Anstemmen der Töne von unten.

Und das also spielen zwei Personen, singen, trällern, geigen und tröten eine Frauen- und eine Männerstimme. Performance? Regietheater? Nichts dagegen. Eine wichtige Person fehlt uns noch: Was sonst der Hans Moser oder der Werner Friedl spielt, den Frosch nämlich, das ist hier eine Handpuppe aus der Muppetshow.

Diese beschimpft das Publikum. Hierorts also die angeblich ach so kulturaffine Salzburger Zuhörerschar, die ihrem Ruf aber gar nicht gerecht wird. Der Frosch stellt das Unterfangen „Fledermaus a trois“ permanent in Frage, bringt also eine echt reflektierende Metaebene hinein: „Seid ihr wahnsinnig?“ Im übrigen weigert sich dieser Frosch konsequent einen „Albert“ aus der Zelle zu holen, wenn er zuvor einen „Eisenstein“ hineingesperrt hat.


 

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