Riesenkiste über Geschichtenmeer
THEATER ECCE / HARUN UND DAS MEER DER GESCHICHTEN
24/09/10 „Eine phantastische Geschichte, gescheit, farbig, sinnlich. Sie hat einen politischen Hintergrund und funktioniert auch als Märchen - wirklich ein Meer von Geschichten.“ So der Regisseur Reinhold Tritscher über den Stoff der jüngsten Produktion des „Theater ecce“: „Ein Wahnsinn.“
Von Heidemarie Klabacher
Harun lebt im Lande Alifbay in einer traurigen Stadt, in deren Fabriken die Traurigkeit produziert, abgepackt und in alle Welt versandt wird. Doch sein Vater ist nicht traurig, er ist ein Genie der Phantasie, der berühmte Schah von Bla und wenn er zu erzählen beginnt, kann er auch die traurigsten Menschen wenigstens kurze Zeit ihre Traurigkeit vergessen lassen. Aber er vergisst über das Erzählen Soraya, Haruns Mutter…
Gespielt wird die von Salman Rushdie autorisierte Theaterfassung von Tim Supple und David Tushingham, die 1998 für das National Theatre in London hergestellt wurde.
„Wir haben die Rechte bekommen und den Text selber aus dem Englischen übersetzt. Aber wir arbeiten natürlich auch stark mit Bild und Tanz, weil wir ja ein sehr großes integratives Ensemble haben. Da kann man nicht alles über die Sprache erzählen“, erzählt Reinhold Tritscher, der künstlerische Leiter des Theater ecce und der Intendant des Odeïon Kulturforum.
Das neue Kulturhaus in Salzburg-Mayrwies wird mit „Harun“ seine erste Spielzeit eröffnen: „Eine Riesenkiste.“ Mit dabei sind Schauspielprofis, Mitglieder der Laube Theaterwerkstatt und der Blauen Hunde, Musiker, Bühnen- und Kostümbildner, Menschen mit und Menschen ohne Behinderung: „Wir bringen ein inklusives Theaterprojekt mit Schauspiel, Akrobatik und Musik.“
Worum geht es Tritscher? Warum diesmal „Harun und das Meer der Geschichten“ für das große integrative Theaterprojekt? „Es ist vor allem eine große Versöhnungsgeschichte, die zu Dialog und Miteinander auffordert“, so Tritscher. „Es ist einfach bewegend, dass jemand wie Rushdie, der mit dem Tod bedroht wird und auf der Flucht ist, so eine Geschichte schreibt und die Größe hat, den Gegner nicht verbal zu vernichten.“
So könnten Erwachsene das Buch lesen, meint Tritscher. Zusätzlich - und nicht nur für Kinder - funktioniere es aber auch, wie die Geschichten aus 1001 Nacht: „Es ist eine Liebeserklärung an das Geschichten erzählen - als ob der Erfinder von tausend und einer Nacht sich mit Homer und den Gebrüdern Grimm zusammengetan hätte.“
Auch für die Produktion haben sich vielfach bewährte Kräfte zusammen getan: „’Harun und das Meer der Geschichten’ entsteht, wie auch die Produktionen ‚Jedermensch’ und ‚Nachtasyl’, wieder in enger Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Salzburg und der LAUBE Theaterwerkstatt.“ Wolf Junger, der den Choreographischen Part gestaltet hat, habe „unglaubliche Arbeit geleistet“, so Reinhold Tritscher. Für die Farbenpracht des Orients seien über hundert verschiedene Kostüme geschneidert worden: „Auch vom finanziellen Aufwand her ist das für uns eine Riesenkiste.“
Gespielt wird also im Odeion: „Das ist ein neues Kulturhaus in der Stadt, das jetzt mit diesem Mega-Projekt startet.“ Damit wolle man auch ein Zeichen setzten und „klar machen, was in dem Haus platz haben soll: Inklusion und Partizipation“, sagt Tritscher, der das Odeïon Kulturforum als Intendant und Geschäftsführer leitet. in diese Richtung soll das Haus gehen „Das Haus hat bei mehreren Produktionen bereits super funktioniert“, sagt Reinhold. „Wir haben hier eine fantastische Infrastruktur, die wir nicht selber aufbauen müssen.“