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Zwei Jahrzehnte lang der gleiche Chef?

SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / LEITUNG

24/04/24 Vorerst ist der alte Chef der neue, aber das wird nicht mehr lange so sein: Robert Pienz wird, wie es derzeit aussieht, noch für eine Saison die Geschicke des Hauses leiten. Ab der Spielzeit 2024/25 ist im Schauspielhaus Salzburg eine neue Organisationsform angesagt.

Von Reinhard Kriechbaum

Es hat viel Hin und Her gegeben in den vergangenen Monaten. Nach internen Querelen war Robert Pienz, seit 2003 geschäftsführender Intendant, freigestellt worden. Nachdem er unter anderem zugestimmt hatte, dass ihm fortan Reiner Philipp Kais als Verwaltungsleiter zur Seite steht, wurde die Suspendierung seitens des Trägervereins aufgehoben. Nun aber hat der Trägerverein (Präsident ist der Schauspieler und Regisseur Peter Arp) für die Zukunft die Weichen ganz anders gestellt. Es wird ab der Saison 2024/25 fürs Schauspielhaus ein Dreier-Führungsteam geben. Christian Rathner, jetzt Leiter von Buchhaltung und Personalwesen, sowie der derzeitige technische Leiter René Pointner werden ins Leitungsteam aufrücken. Die künstlerische Leitung wird recht kurzfristig neu ausgeschrieben. Bis 5. Juni kann man sich bewerben, Anfang Juli sollen Hearings stattfinden.

Es mag ja von außen verwunderlich erscheinen, dass eine Bühne wie das Schauspielhaus Salzburg über zwei Jahrzehnte von ein und demselben Intendanten geleitet wird. Es hat mit der sehr spezifischen Geschichte dieses Theaterunternehmens zu tun, das in Urzeiten Kolpingbühne und dann bis 2004 Elisabethbühne geheißen hat. Die Kolpingbühne hatte Georges Müller, ein ehemaliger Sänger der Hamburger Staatsoper, 1958 gegründet. Als er in die Kellerräume des ehemaligen Plainkinos (unter der Elisabethkirche) übersiedelte, wurde daraus die Elisabethbühne. Müllers Unternehmen hob sich schon damals mit Repertoireauswahl und professionellem Touch vom Amateurtheater ab.

1973 übernahm der Luxemburger Schauspieler und Regisseur Georges Ourth die Leitung. Er setzte sehr gezielt auf ein Theater, wie es anderswo damals State-of-the-Art, in Salzburg aber noch weitgehend unbekannt war. Damit begründete er eigentlich den Ruf dieser Bühne. 1995/96 war die erste Spielsaison am neuen Standort im Nonntal, dem Petersbrunnhof, einem umgebauten Wirtschaftsgebäude des Stiftes St. Peter. Nach dem frühen Tod von Georges Ourth (1988) übernahm dessen Witwe Renate Rustler-Ourth, seit 1970 Ensemblemitglied und später auch Regisseurin, die künstlerische Leitung. 1998 wurde sie gesamtverantwortliche Direktorin. Im Jahr 1996 rückte Robert Pienz als Spielleiter in die künstlerische Leitung des Schauspielhauses Salzburg ein. Seit 2003 ist er geschäftsführender Intendant.

Eine Geschichte von Langzeit-Intendanzen also, wie sie im professionellen Theaterbetrieb eher ungewöhnlich, aber in Bereich des freien Theaters durchaus üblich ist. Solche Unternehmungen hängen ja meist unmittelbar an ihren Gründungs-Persönlichkeiten. Was wäre das Theater ECCE ohne Reinhold Tritscher? Was wäre das TOIhaus über Jahrzehnte ohne Myrto Dimitriadou gewesen?

Das Schauspielhaus Salzburg (so heißt es seit der Saison 2004/2005) ist nach wie vor ein Zwitterwesen. Mit rund siebzig ganzjährig beschäftigten Mitarbeitern, rund 60.000 Besuchern jährlich und zehn bis vierzehn Eigenproduktionen gilt es als das größte freie Theater Österreichs. Neben dem Landestheater fungiert es in der Wahrnehmung der Besucher aber auch quasi als das zweite „Stadttheater“. Auch die angeschlossene private Schauspielschule hebt das Schauspielhaus über andere freie Theaterunternehmungen am Ort hinaus.

Da ist also eine Langzeit-Alleinführung wie jene durch Robert Pienz tatsächlich eine Art Anachronismus. Was die Stückauswahl und die Ensemblepolitik anlangt, kann man Pienz nichts Schlechtes nachsagen. In den zwei Jahrzehnten hat sich der Betrieb inhaltlich nicht festgefahren, es ist ein so vernünftiger wie anregender Mix aus dem klassischen Theaterkanon und neuen Stücken. Die Probleme zwischen Pienz auf der einen, Ensemble, Mitarbeitern und Trägerverein auf der anderen Seite dürften weitgehend im zwischenmenschlichen Bereich liegen. Fachlich ist Pienz nichts vorgeworfen worden.

Nun also hat der Trägerverein die Weichen neu gestellt: „Wir haben ein Modell vorbereitet, das die Führung des Schauspielhauses demokratisiert und eine klare Abkehr von der bisher praktizierten Gesamtgeschäftsführung darstellt: eine dreiköpfige gleichberechtigte geschäftsführende Direktion.“

Christian Rathner also wird kaufmännischer Direktor, René Pointner geschäftsführender technischer Direktor. Das habe „den Vorteil einer guten und für Kontinuität in Sachfragen sorgenden In-House-Lösung“. Man konzentriere sich auf die Ausschreibung der künstlerischen Direktion. Mit der kollektiven Lösung „setzen wir Maßstäbe, was die Führungsstruktur an Häusern der freien Szene betrifft“, schreibt Peter Arp selbstbewusst und nennt die neue Lösung „eine gute und zukunftsträchtige Kombination aus der Bündelung vorhandener interner Kompetenz mit einem durch die auszuschreibende Funktion verbundenen frischen Blick von außen“.

www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: dpk-krie

 

 

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