Extrawurst und Blasmusik
SALZBURGER STRASSENTHEATER
02/02/22 Genau genommen geht es nicht um die Wurst selbst, sondern ums Schweinefleisch, das drin ist. Halal und haram, das ist die Frage, die zu hohem Konfliktpotential führt. Das Salzburger Straßentheater zeigt in diesem Sommer die Komödie Extrawurst.
Auf die Anschaffung eines neuen Grillers täte sich der Tennisclub schnell einigen – aber möglicherweise braucht es einen zweiten, einen Grilller für das einzige muslimische Clubmitglied. Schwein und Veganes verträgt sich schlecht auf einem Rost. Und die Diskussion läuft rasch aus dem Ruder. Wie viele Rechte muss eine Mehrheit einer Minderheit einräumen? Und sind eigentlich auch Vegetarier eine Glaubensgemeinschaft?
Georg Clementi, der Leiter des Straßentheaters, greift diesmal nicht zu einem literarischen Stoff, sondern zu einer tagesaktuellen Satire. Die Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob sind im Comedy-Fach zu Hause. Comedy-Serien fürs Fernsehen – etwa Ladykracher oder Stromberg – gehen auf ihr Konto. Extrawurst wurde in der Saison 2019/20 uraufgeführt und wird seither oft nachgespielt.
Jakob Kücher spielt den Anwalt Erol Oturan, an dessen andersartiger Ernährung sich die turbulenten Querelen entzünden. Alex Linse, Sebastian Brummer, Karoline Troger und Thomas Pfertner sind auf der Bühne die Mit- und Gegenspieler – aber sie sind nicht die einzigen Stimmen in der ethnisch zwiegespaltenen Kackophonie.
Die Zuschauer sind nämlich als „Vereinsmitglieder“ auch eingeladen, abzustimmen in diesem Zwist von „Gutmenschen“ und Hardlinern, Atheisten und Gläubigen, Österreichern und Migranten.
Die Kulturvereinigung sucht diesmal nicht nur Publikum, sondern auch Musiker. „Ein bestehendes Bläser-Ensemble, vier bis neun Musiker ab 16 Jahren“ sollte es sein, „auch Ensembles aus den örtlichen Musikkapellen sind gefragt“. Gedacht ist, dass diese Musikgruppen für jeweils vier bis fünf Spieltage in den rund 25 Straßentheater-Aufführungen zum Einsatz kommen. Die Musiker kommen nicht mit dem von Pferden gezogenen Thespiskarren, so die Ausschreibung. Vielmehr sei „ein Führerschein B und PKW von Vorteil (Bandbus)“. Von einer „Carte blanche“ spricht man bei der Kulturvereinigung, das heißt: die Bläserensembles dürfen spielen, was sie wollen. (Kulturvereinigung/dpk)
Salzburger Straßentheater, 14. Juli bis 7. August - Premiere am 14. Juli um 18 Uhr auf der Stiegl-Festwiese – Video-Bewerbungen für Bläsergruppen bis 28. Februar –www.kulturvereinigung.com
Bilder: SKV / Leopold