Auf Höhenflug
SCHAUSPIELHAUS / VORAUSBLICK / RÜCKBLICK
09/05/19 Seit zwanzig Jahen spielt das Schauspielhaus im Petersbrunnhof gut 15 Produktionen in gut vierhundert Vorstellungen pro Jahr: Das geht an die Substanz allein schon des Materials. Stadt und Land Salzburg und „Freundeskreis“ haben für eine neue Tribüne und Tonpulte zusammengelegt.
Von Heidemarie Klabacher
Barrierefreie Zugänge sind selbstverständlich, ab Herbst gibt es auch Hörunterstützung für Menschen mit Hörbeeinträchtigung: An den Rahmenbedingungen wird also im Theater ebenso gefeilt, wie am Inhalt. Robert Pienz und sein Team präsentierten den Spielplan 2019/20 und eine Erfolgsbilanz.
Eröffnet wird die neue Saison am 18. September Tyll von Daniel Kehlmann, womit das Schauspielhaus Salzburg den Text über den berühmtesten Narren der deutschen Literatur – Till Eulenspiegel – als erstes österreichisches Theater in der Bühnenfassung präsentiert. Im Studio beginnt Saison bereits am 12. September mit Mark St. Germains Beziehungskomödie Die Tanzstunde.
Es folgt die Uraufführung von Michael Köhlmeiers neuestem Theaterstück: Das Auftragswerk Lamm Gottes wird gemeinsam vom Theater Kosmos in Bregenz und dem Schauspielhaus Salzburg produziert. Thema ist der Kreislauf von Leben und Sterben verbunden mit dem christlichen Lamm-Gottes-Motiv. Ebenfalls eine Koproduktion – mit dem „Festival der Regionen“ in Oberösterreich – ist der Doppelabend mit zwei französischen Texten, „die derzeit für Aufregung sorgen“, sagt Robert Pienz: „Gerhard Willert, langjähriger Schauspielchef am Landestheater Linz, wird Édouard Louis‘ Erfolgstext Wer hat meinen Vater umgebracht ergänzen mit Stéphanie Chaillous Text Der Vater.“ Thematisiert würden die gesellschaftlichen Probleme Frankreichs, „die sich auch in ganz Europa breit machen“. Gemeinsam mit dem Vorarlberger Landestheater produziert das Schauspielhaus als Jugendstück In 80 Tagen um die Welt.
Mit Stefan Vögel kommt ein weiterer zeitgenössischer österreichischer Theaterautor auf die Bühne: Seine Komödie Die Niere feiert derzeit große Erfolge auf deutschsprachigen Bühnen. In Salzburg Regie führen wird Jérôme Junod.
Das Schauspielhaus ist Mitglied der „Theaterallianz“, dem Zusammenschluss sechs freier Theaterhäuser Österreichs. Sie fördern besonders Produktionen österreichischer Autoren. Dazu gibt es auch einen Wettbewerb, der im Jahr 2018 zum zweiten Mal ausgeschrieben worden ist. Gewonnen hat ihn Miroslava Svolikova mit ihrem Stück Der Sprecher und die Souffleuse. Das Siegerstück wird im Theater am Lend uraufgeführt und tourt danach durch die Bundesländer.
Den österreichischen Klassiker für die neue Saison schrieb Arthur Schnitzler mit dem Reigen. Gespielt wird eine Vier-Personen-Variante der Luxemburger Regisseurin Anne Simon: Sie zeichnete in der aktuellen Spielzeit für die Inszenierung der Komödie Die Wahrheit verantwortlich, einem „absoluten Publikumsliebling“, wie Prinzipal Robert Pienz erzählt.
Weitere Premieren gelten Lars von Triers Film Dogville über die Gefahren der Gruppendynamik und die Mechanismen der Macht in einer Theaterfassung von Regisseur Max Claessen. Das neue Stück von Wajdi Mouawad wird ab Februar 2020 im Saal des Schauspielhaus Salzburg zu sehen sein: Vögel handelt von der Liebe eines Israelis zu einer Palästinenserin.
Die Weihnachtskomödie ist diesmal ein Klassiker – Molières Menschenfeind in der Regie von Peter Raffalt, der bereits Die Physiker und Jägerstätter inszeniert hat. Den Saisonabschluss markiert Der große Gatsby, Fitzgeralds Sittenbild der Zwanzigerjahre,
Ein Blick zurück: In der Saison 2017/18 hatte das Schauspielhaus mit 44.000 Besucherinnen und Besuchern einen Erfolg zu verbuchen, an den in der Saison 2018/19 mit weiterhin steigenden Besucherzahlen angeschlossen werden konnte. Weiterhin steigend ist auch die Abonnentenzahl, derzeit sind es 1500. „Die Partnerabos mit Landestheater und Kulturvereinigung erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, ebenso wie das 2018 neu eingeführte Abo mit dem Mozarteumorchester.“