… nicht nur ein Vogerl
KLEINES THEATER / GLÜCK
29/04/19 Das Chaos ist auch nicht sehr viel größer als an anderen Frühstücks-Tischen oder Bett-Kanten. Das wirklich unlösbare Problem für die neue Beziehung türmt sich kurz vor Schluss auf. Auf die so simple wie lebenskluge Lösung kommt nur ein Franzose mit Esprit: Glück - Le Bonheur von Eric Assous mit Anita Köchl und Richard Saringer feierte in der Regie von Edi Jäger bejubelte Premiere im Kleinen Theater.
Von Heidemarie Klabacher
Louise und Alexandre verbringen eine Nacht miteinander. Was für den Herren in eleganter Unverbindlichkeit nach einem Schluck Kaffee in der Früh hätte enden sollen, wird innerhalb von Augenblicken zur Farce. Die Farce mutiert innerhalb weniger weiterer Drehmomente zum Kaleidoskop zwischen Tragödie und Komödie. Und wieder zurück.
Selbstentblößung mit Mitleidsgarantie: Der erfolgreiche Gastwirt hat ein ganz schönes Päcklein an Vergangenheit zu tragen. So schaut es zumindest aus. Tatsächlich schleppt er die „Vergangenheit“ mit vorläufig drei Kindern als Gegenwart bis in Luises Schlafzimmer. Luise hat durchaus auch so ihre Sorgen, sie ist allerding von grandioser Unverwüstlichkeit und hängt sich vor allem nie das Mäntelchen des „Opfers“ um.
Und immer wieder klingelt Alexandres Handy, mitten im jeweisl neuen Akt des Drama aus Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunftsangst: „Der Provencalische Hirsch. Guten Tag“. Als Edelgastwirt gibt man im Kundengespräch, vor allem bei der Tischreservierung, die erste und wichtigste Visitenkarte ab... In diesen Momenten triumphiert Richard Saringer als Alexandre mit stupendem Wandlungsvermögen bei größtem Understatement.
Anita Köchls Energieniveau ist bekannt. In dieser Produktion steigt es beträchtlich – ohne dass sie aus der Kinderbuchautorin im wohlgeordnetem Singledasein eine Karikatur macht. Im Gegenteil: Diese Louise ist frech, unverwüstlich und vor allem warmherzig. Dass sie ihrer Neuerwerbung nichts durchgehen lässt, kann ihr niemand verübeln.
Edi Jäger führt temporeich und präzise Regie, lässt (nach dem einwenig langwierig ausdiskutieren ersten Konflikt) keine Längen zu – und hält sein Publikum mit dem ständig sich um 180 Grad drehenden Schicksalsrad das Publikum nicht nur bei der Stange, sondern auch bei blendender Laune. Es sind ja die anderen, die sich da aneinander abarbeiten.