Kleine Gesten, große Wirkung
KLEINES THEATER / THEATER FÜR GEHÖRLOSE / SOMMERPROGRAMM
11/04/19 Applaus. Ein schönes Wort in jeder Sprache. In Gebärdensprache wacheln dafür die Hände mit Fingern wie Sonnenstrahlen in der Luft. Weniger leicht haben es Gebärden-Dolmetscher, die ein Theaterstück live auf der Bühne und simultan in Gebärdensprache übersetzen. Das Kleine Theater wagt dieses österreichweit einzigartige Experiment.
Von Heidemarie Klabacher
Bereits im Jänner dieses Jahres habe es eine erste Aufführung mit Simultanübersetzung für Gehörlose gegeben, war heute Donnerstag (11.4.) im Kleinen Theater zu erfahren. Rund zwanzig gehörlose Personen unter gut neunzig Gästen hätten die Aufführung der Produktion Mondscheintarif erlebt: „Die Stimmung in Publikum war ganz besonders und überaus bewegend.“ Nun geht die Initiative in Serie.
Bereits am Sonntag (14.4.) folgt eine weitere zweisprachige Aufführung von Mondscheintarif auf Deutsch und in Österreichischer Gebärdensprache. Man sei mit Gehörlosen-Organisationen in Salzburg und ganz Österreich in Kontakt, um auf die singuläre Theaterreihe aufmerksam zu machen, so die Verantwortlichen im Pressegespräch. Von der Stadt Salzburg habe man finanzielle Unterstützung erhalten, in Kooperation mit dem Integrationsbüro der Stadt Salzburg finden im laufenden Theaterjahr insgesamt vier „barrierenfreie“ Vorstellungen statt, berichtet Katharina Pichler vom Kleinen Theater.
Geplant sind zwei Aufführungen des Monologs Mondscheintarif von Daniela Meschtscherjakov und zwei Kabarett-Abende mit Ingo Vogel – auf Deutsch und in der Übersetzung in Gebärdensprache von Jutta Onrednik. Man habe sich für's Erste bewusst auf Soloprogramme beschränkt, erzählt Katharina Pichler. Die Übersetzung in Gebärdensprache sei aufwändig und kostspielig. Was die konkrete Umsetzung auf der Bühne und deren Bedeutung für die Regie betrifft – Personen werden ja immerhin quasi verdoppelt – müsse man Erfahrungen sammeln. „Das ist in einem Soloprogramm zunächst natürlich leichter, als in einem Stück mit mehreren Figuren.“ Grundsätzlich sind alle am Kleinen Theater begeistert von dem Projekt: „Jederzeit und mit Begeisterung“ ist etwa Edi Jäger, der das Programm der Sommerspielzeit des Kleinen Theaters präsentierte, bereit, sich auf ein solches Projekt mit Gebärdensprache einzulassen.
Vier weitere Stücke – nur in Deutscher Sprache – präsentiert das Kleine Theater im Laufe von Frühling und Sommer: Die Freie Bühne Salzburg bringt ab 24. April die Shakespeare-Paraphrase Es war die Lärche von Ephraim Kishon, in der Romeo und Julia überlebt haben, im Ehealltag dahinvegetieren und der Autor endlich den von ihm vorgesehenen Schluss durchsetzen will. Glück heißt die Komödie des Franzosen Eric Assous, die Anita Köchl und Richard Saringer ab 26. April spielen, ein Stück subtilen Humors über zwei Menschen, die in der Mitte des Lebens angekommen sind und feststellen, dass man nur darüber lachen, wozu man auch auf Distanz gehen kann.
Sein neues Stück Die goldene Axt hat der Autor Ben Pascal für den Schaupsieler Gerhard Greiner geschrieben, welcher ihm erzählt habe, so Pascal, „dass er so gerne Holz hackt“: Der neue Austro-Maskulinismus schlägt sich hier Bahn. Nicht weniger als einen neuen „Herrn Karl“ hat Pascal schreiben wollen, Uraufführung ist jedenfalls am 24. Mai. Einen Doppelfehler begehen Larissa Enzi und Torsten Hermentin im gleichnamigen Stück von Barry Creyton in der Regie von Daniela Enzi ab 12. Juni. Auch hier geht es um Beziehung.