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Kopf, Herz und Mut

THEATER ECCE / OVAL / DER ZAUBERER VON OZ

13/12/17 Es ist so ein Geheimnis um den sich in seiner residenz verbergenden „Zauberer in der Smaragdenstadt“: Der ist vom Himmel heruntergefallen, und von dort kommen bekanntlich wundertätige Dinge. Oder auch nicht. Die neue Produktion des Theater ecce – gerade zu sehen im Oval (Europark) und im Nexus Saalfelden – ist ganz bezauberndes inklusives Theater.

Von Reinhard Kriechbaum

„Das Gehirn, der Verstand. Das einzig Wertvolle bei den Krähen und bei den Menschen.“ Scheuch muss es wissen. Der Strohmann ist eine Vogelscheuche, und als solche sprichwörtlich strohdumm. Aber immerhin klug genug, das Defizit im Kopf-Inneren zu erkennen. So wandert Scheuch mit auf dem „gelben Steinweg“, der angeblich in die Smaragdenstadt, zum Zauberer von Oz, führt. Der hat vielleicht die Mittel, Verstand herbei zu zaubern.

Auch andere setzen in dem bekannten Kinderbuch, dem Reinhold Tritscher (Regie) und das Ensemble vom Theater ecce Bühnenflair verpasst haben, ihre Hoffnung auf besagten Zauberer. Da ist zum Beispiel Blechmann, der eingerostete Holzfäller. Er muss erst gründlich geölt werden, auf dass er allmählich seine Gliedmaßen wieder bewegen und die Axt schwingen kann. Was ihm aber wirklich abgeht, ist das Herz. Und dann wäre da noch der Löwe, dem es entschieden an Mut gebricht, um sich zum König der Tiere aufzuschwingen.

Aber vor allem sind da Dorothy, das Mädchen aus Kansas, und ihr Hund Toto. In einem Wirbelsturm sind die beiden „über den Regenbogen“ in die Stadt Oz verblasen worden. Sie wollen heim, doch da gilt es erst die böse „Hexe des Ostens“ zu überlisten. Glücklicherweise gibt es auch die gute Hexe des Nordens und von ihr den Tipp mit dem gelben Steinweg. Die Wegweiser freilich sind nicht ganz eindeutig. Dorothy und Toto (Victoria Morawetz, Pamina Milewska) gewinnen mit Scheuch, Blechmann und dem Löwen (Torsten Hermentin, Jurek Milewski und Gerard Es) Freunde und Reisegefährten.

Mit ganz einfachen Mitteln, aber hoch entwickeltem Sinn für Bühnenimagination hat Reinhold Tritscher ein ganz bezauberndes Stück entwickelt, in dem Kinder unterschiedlicher Altersstufen gerade sie Ansprechendes entdecken können. Es gibt sanfte Akrobatik und faulen, also leicht durchschaubaren und gerade deshalb so „menschlichen“ Zauber. Eh klar, das Böse hat nicht die leiseste Chance. Und der Zauberer von Oz selbst? Der sitzt im Rollstuhl, ist also schon von da her keiner auf der Überholspur.

Selten gelingt inklusives Theater, das Reinhold Tritscher so sehr am Herzen liegt, so gut und so selbstverständlich. Die Aufführung lässt auch erahnen, wie viel Schauspielkunst es braucht, gerade um das so verspielt, wie im Augenblick improvisiert Wirkende rüberzubringen. So findet man sich jäh auch als Erwachsener hineingezogen in den Zauber einer Geschichte, die uns gerade lehrt, dass wir fremdem Zauber nicht trauen sollen. Wir müssen schon selbst Kopf, Herz und Mut investieren, um uns weiter zu bringen.

Aufführungen bis 30.12 im Oval (Europark) – www.oval.at
Ab heute Dienstag (12.12.) bis 15.12. im Kunsthaus Nexus Saalfelden – kunsthausnexus.com;
Am 25., 26. und 28.1 im K.U.L.T Hof – www.hof.at www.theater-ecce.com
Bilder: Theater ecce / Andreas Hauch

 

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