Es gefällt polyglott
THEATERPROJEKT / WIE ES EUCH GEFÄLLT
02/03/17 Im Juni vorigen Jahres wurde gecastet, nun läuft die Aufführungsserie von „Wie es euch gefällt“ im Kleinen Theater, in Saalfelden, Mauterndorf und Goldegg: hundert Prozent Integration und gut achtzig Prozent Shakespeare.
Von Reinhard Kriechbaum
Angelika Bamer-Ebner ist Salzburgerin und hat in London an der Academy of Live & Recorded Arts ihr Schauspieldiplom gemacht. Da hat sie vielleicht auch mitgekriegt, wie luftig und duftig Shakespeare daherkommen kann. Ihr Mann Peter Christian Ebner kommt aus dem religionspädagogischen Eck. Mit ihren Theaterunternehmen „Brettspiel“ und „BühnenErlebnis Bamer-Ebner“ haben die beiden sich ein integratives Theaterprojekt „Spielend einander verstehen“ ausgedacht, das als förderwürdig fürs Zukunftslabor Salzburg 20.16 eingestuft wurde.
Man nahm das wohl berühmteste Zitat aus „Wie es euch gefällt“ exakt beim Wort: „Die ganze Welt ist Bühne“. Genau genommen hat man es umgedreht: Aus vieler Herren und Damen Länder holte man Leute auf die Bühne, und diese bekamen nicht nur den Shakespeare-Text (in deutscher Übersetzung) zum Lernen, sondern dürfen einzelne Sätze auch in ihrer Muttersprache (oder einer erlernten Sprache) einstreuen.
So driften Rosalinde und Celia gelegentlich ins Französische und Italienische ab, und Orlando, der im Wald von Arden das Exil gefunden hat, darf sich gar auf Ungarisch erregen oder freuen. Das hindert natürlich nicht daran, dem Plot zu folgen. Und im übrigen ist „Was ihr wollt“ ja sowieso von der Idee her ein integratives Stück wie es im Lehrbuch steht. Da wird, ohne dass man Shakespeare verbiegen müsste, ein instruktives Gutmenschentheater draus.
Eine nicht unwichtige Frage dabei: Stehen angewandte Pädagogik und die Erfordernisse eines pfiffigen, in dem Fall auch poetischen Theaters in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander? Keine Frage: In dieser Aufführung ist es gelungen, neben hundert Prozent Integration gut achtzig Prozent Shakespeare umzusetzen: Ohne viel Dekoration gelingt es mit einem aus Amateuren und gelernten Schauspielern durchmischten Ensemble die Geschichte leichtfüßig, mithin anregend zu erzählen. Das sieht so aus, als könnte der Abend jeden Augenblick in den – zeitlich nahen - „Sommernachtstraum“ hinüber kippen. Über gelingendes Miteinander darf man gerne zu jeder Jahreszeit träumen.