Schlag sie einfach mausetot...
ARGEkultur / 35. MOTZART KABARETT FESTIVAL
06/12/16 Vor gut einem Jahr ist angesichts des Attentats auf die Charlie Hebdo-Redaktion noch heftig diskutiert worden darüber, ob Satire wirklich alles dürfen darf. In letzter Zeit, so Markus Grüner-Musil, der Leiter des MotzArt Kabarett Festivals in der ARGEkultur, ginge es um eine andere Frage.
Von Reinhard Kriechbaum
Man denke jetzt eher darüber nach, ob Ironie überhaupt noch ein unserer Zeit angemessenes Mittel sei, so Grüner-Musil. „Es sei Zeit, die Satire hinter sich zu lassen und Taten zu setzen“, glaubten viele. Als MotzArt-Leiter kann Grüner-Musil das natürlich nicht so sehen, Kabarett sei eben nicht „Flucht vor der Wirklichkeit“, sondern „man begegnet ihr in dieser Kunstform unmittelbar“. Die Konsequenz spiegle sich im Programm des 35. Festivals von 28. Jänner bis 4. Februar, das er sehr gezielt „abseits von Comedy-Schwachsinn“, aber eben noch diesseits der „Besserwisserei“ angesiedelt habe.
Kabarett und Wirklichkeit: Da hat Grüner-Musil schon zum ersten Programmpunkt ein anschauliches Beispiel auf YouTube bereit. Der Puppenspieler Nikolaus Habjan spielt auf den Chanson-Klassiker „Schlagt sie tot“ von Georg Kreisler an. Aufnahmen kursieren auf YouTube, und für sie zeigen neuerdings ausgerechnet auf rechtsradikalen Foren die Daumen nach oben. Man kann Ironie auch nicht verstehen wollen...
Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm eröffnen das MotzArt Kabarett Festival also am 28. Jänner. Wie üblich sind alle sieben Programmpunkte zumindest Salzburg-Premieren. Michael Altinger aus Bayern ist mit dem Programm „Hell“ sogar zum ersten Mal in Österreich. Da tritt einer an und möchte in seiner Lebensmitte nochmal durchstarten, zur Lichtfigur werden. Klingt nicht ungefährlich.
Aus Bayern kommen zwei weitere MotzArt-Gäste: Christian Springer ist nicht nur Kabarettist, sondern er engagiert sich auch sehr für humanitäre Hilfe im Nahen Osten. Dem (politischen) Zeitgeist hält er mit eigenem Geist und eigener Erfahrung entgegen. Andreas Rebers gilt manchen politisch Überkorrekten als über-verdächtig: Genau sie werden von seinem Kabarett nämlich auch nicht verschont und ob ihrer scheinbar felsenfest richtigen Anschauungen hinterfragt. Sein Auftritt mit dem Programm „Amen“ ist ebenfalls eine Österreich-Premiere.
Aus Oberösterreich kommt das Duo BlöZinger (Robert Blöchl, Robert Penzinger). „Bis morgen“ heißt ihr Abend. Als CliniClowns, die sie auch sind, können sie sich ins Altwerden und Sterben hineinfühlen.
Zwei Mal gibt es musikalisches Kabarett: „Heilbutt & Rosen“, eine in unterschiedlicher Besetzung auftretende Wiener Kabarettgruppe, hat sich aufs Kabarettlied spezialisiert und tritt diesmal in minimalistischer Größe auf: Helmuth Vavra, der Leiter, zeigt sein Soloprogramm „Che GueVavra“. Und an einem Abend gibt’s große Oper im Kleinen: Michael Quast, Sabine Fischmann und Rhodri Britton (Klavier) knöpfen sich diesmal Bizets „Carmen“ vor: das ewig Weibliche, das ewig Männliche und das ewig Schmissige „a trois“. Der Stierkampf, verspricht Markus Grüner-Musil, sei ein besonderer Leckerbissen.