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Ja, die Liebe, die blöde Liebe

SCHLOTE-ZYKLUS / CSARDASFÜRSTIN

15/01/10 Mit "einem Bein in den ungarischen Nachtclubs" und dem anderen "in den Wiener Walzer-Cafès" - das konnte man nach der Uraufführung der "Csardasfürstin" in einer Rezension lesen.

Von Reinhard Kriechbaum

Dieses bilokale Wesen weiß die ungarische Dirigentin Katalin Doman gut herauszuschälen. Vor allem versteht sie es, aus der Partitur von Emmerich Kálmán herauszulesen, wie viel (prophetische?) Melancholie in diesem Werk steckt. die "Csardasfürstin" ist eben doch mehr, als eine Anhäufung von Gassenhauern. 1915 ging es mit der Monarchie rapide den Bach runter. Das Leise, das nur sanft Bewegte - das ist in der Aufführung am Donnerstag (14.1.) im Großen Festspielhaus bestens herausgekommen.

Möglicherweise auch deshalb, weil das wackere Miniorchester aus Bulgarien mit gerade einer Handvoll Geigen an diesem Ort ohnehin nicht aufrauschen, sondern eher (in besseren Momenten) nur artig zirpen konnte. Aber diese Aufführung, um die der Veranstalter (die Konzertdirektion Schlote) im Vorfeld gar nicht wenig Wind gemacht hat, konnte tatsächlich einige Erwartungen einlösen.

Da war mit Lucia Meschwitz eine Regisseurin am Werk, die ihre Darsteller sehr genau angeschaut und aus den Typen etwas gemacht hat. Judit Bellai mag - das fällt gerade im (viel zu) Großen Haus deutlich auf - nicht jene Stimme haben, die man dem Revuestar Sylva Varescu zutraut. Aber sie hat Ausstrahlung, Wärme. Man nimmt ihr jederzeit die Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben als Ehefrau (und sei's als Gattin des Jung-Fürsten Edwin) ab. Daniel Ziehlmann war bei der Salzburg-Station der 48 Abende en suite umfassenden Tournee dieser Edwin, elegant in Erscheinung und baritonal eingefärbtem Timbre.

Es ist ein Glücksfall, wenn eine vorwiegend muttersprachliche, ja "wienerische" Sängergruppe beisammen ist, die nicht nur den Stimmfächern entspricht, sondern auch mit den Textpassagen einwandfrei zurecht kommt. Das ist eine Latte, die das Salzburger Landestheater derzeit weder mit "Frau Luna" noch jüngst mit dem "Freischütz" überspringen kann. Eine eigens zusammengestellte Sängergruppe hat logischerweise bessere Möglichkeiten. Andere Optionen sind nicht so gut: Die handvoll bulgarischer Sänger, die einen Chor markieren, wirken eher naturbelassen. Liebenswürdig und technisch sehr gut dafür die Tanzeinlagen der freien Dortmunder Truppe "Illo Tempore" (Choreographie Monica Fotescu-Uta): ein charmanter Hauch aus guten alten Operetten-Zeiten.

Katrin Fuchs (Komtesse Stasi) ist eine vielversprechende Soubrette, Andreas Sauerzapf ein so selbstbewusster wie draufgängerischer Tenorbuffo. Angenehm zurückhaltend, ja sophisticated: Christian Theodoridis als Feri bácsi. Einen köstlichen Auftritt hat Sabine Staudacher (Fürstin Anhilte), wenn sie in "Sterne der Bühne" von guten alten Zeiten im Odeon von Miskolcz schwärmt. Das ist ur-witzig und wirkt doch auch tragisch.

Dass solche Tourneeproduktionen für Häuser mit ein "nur" einigen hundert Zuschauern maßgeschneidert sind, konnte man an diesem Abend natürlich nicht vergessen machen. Aber auch im bestens besuchten Großen Festspielhaus hat sich sorgsames Casting und eine handwerklich präzise gearbeitete Regie mitgeteilt. Am liebsten sähe man die Aufführung im Reichenhaller Theater, wo die Proben stattgefunden haben. Da wirkte sie vermutlich rundum hinreißend. Das "Operettentheater Salzburg" - so der Markenname für diese Aufführung - hat eine Visitenkarte abgegeben, die man gerne aufhebt.

Die nächsten Aufführungen im Schlote-Zyklus im Großen Festspielhaus: "Keep Smiling - Hommage á Chaplin" mit dem Tanztheater Györ (2.3.) und "Chess" mit dem Musicaltheater Gdynia (28. April). - www.theaterabende.at
Bilder: Schlote

 

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