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Das Geld, das Ich und unser Wert

 

SOMMERSZENE / IVANA MÜLLER / POSITIONS

01/07/14 Die Sommerszene gastierte gestern (30.06.) erfolgreich mit ihrem diesjährigen Motto „all you need“ in der ARGEkultur in Form von Ivana Müllers Theaterstück „Positions“, mit anschließendem Künstler-Publikum Dialog.

Von Oliwia Blender

„I have Love. I have Power. And I have 25 Euro.“ Diesmal mehr Theater als Tanz schaffend, visualisiert die kroatische Choreographin und Autorin Ivana Müller, in Druckbuchstaben auf DinA4, ihre Idee von Wirtschaftlichkeit: Das Geschäft mit den Gefühlen, die Rentabilität des sozialen Lebens sowie das Austauschen von Identität und das Verhandeln von Wert.

Die Sinnhaftigkeit des Geschriebenen gewinnt erst nach einiger Zeit an Bedeutung, das willkürliche Austauschen und Verhandeln von Wörtern erinnert anfangs an Kaufladenspiele und an Match Attax Tauschgespräche aus Kindertagen. Später erst verfolgen die Habenwoller einen scheinbar logischen und rentablen Plan; so entsteht die Annahme, dass wenn man einen europäischen Pass besitzt, man keine Angst mehr zu haben braucht und man sich deshalb anstelle dieser auch für den linken Vintage Camper Schuh entscheidet, für nur 763 Euro. Ebenso tauscht man dann doch auch noch den eigenen Ehemann, das Kind, den Garten und die Lebensversicherung gegen den neuen Liebhaber ein...

Es wird verhandelt und ausgeborgt – für manch einen ist Cognac mehr wert als Charme – und das Geben und Nehmen endet schlussendlich in der wohlbekannten Konsumkultur. Aus „I have“ wird „they gave me“ und das eigene Kapital wird gemessen am gegebenem und erhaltenem und man fühlt sich seiner eigenen Position – entstanden durch die individuelle Abrechnung – ausgeliefert.

Ein kluges episches Lehrstück könnte man es nennen, ein Spiel mit Sprachwitz, entstanden aus Mehrdeutigkeit, bei dem selbst das Theater auf seine Marktsituation hin vorgeführt wird. Bilder entstehen alleine durch die Körper der Performerinnen und Performer. In Verbindung mit der einzigen Requisite, beschriebenen DinA4 Blättern (und einem Stuhl) entsteht das unmissverständliche Statement: das Überprüfen unserer Wertegesellschaft.

PS: Kulturarbeit steht natürlich auch für Wert. In Frankreich gibt es gerade eine Streikwelle vorwiegend prekär (unter)bezahlter Künstlerinnen und Künstler. Da und dort mussten bereits Festivals abgesagt werden. Das war einer der Punkte im anschließenden Publikumsgespräch mit Ivana Müller.

„Positions“ von Ivana Müller ist ein weiteres Mal heute Dienstag (1.7.) um 20 Uhr in der ARGEkultur zu sehen – szene-salzburg.net/de/sommerszene
Bilder: Szene Salzburg

 

 

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