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Faust-Revue voll Schwung und Tiefe

LANDESTHEATER / FAUST I

04/10/13 Goethes „Faust“ ist ein Hit. Ein Stück voll Bos- und Weisheit, jeder Satz ein Hieb gegen Gott und die Welt. Der „Faust“ am Landestheater ist ein Musterbeispiel für den Umgang mit dem „Klassiker“: Kurzweilig, ja beschwingt, im Tempo. „Modern“ im Ambiente mit Labor und Laptop. Dabei ganz werkgetreu am Text, mit ein paar launigen Frechheiten von Heute.

Von Heidemarie Klabacher

Ein Biologe, der mit seinen Experimenten stecken geblieben oder ein Genetiker, der über die Maus noch nicht hinausgekommen ist? Fausts Studierstube ist jedenfalls von Staub und Moder befreit und steril geworden, aber noch immer ein Geistesgefängnis. Faust klettert gerne hinaus auf das Glasdach – und dort sitzen dann Engel und Menschen und der Liebe Gott und diskutieren.

Die Erinnerung an den „Faust“ von 2009 (es war die Einstandsregie von Carl Philip von Maldeghem) war durchaus positiv grundiert. Dabei ist diese Produktion ein Knüller. In der Wiederaufnahme-Premiere am Donnerstag (3.10.) wirkte der „Tragödie erster Teil“ wie eine Nummernrevue: Flott und frech kommen die einzelnen Szenenbilder auf der Drehbühne „daher gefahren“ begleitet und miteinander verbunden von beinahe zirkusmäßig platter Musik. Doch stehen Bühne und Darsteller still, herrschen Konzentration auf den Text und Wertschätzung für jede einzelne Figur. Das gilt auch für die Karikaturen in Auerbachs Keller, die mehr an Bürger, denn an Studenten erinnern.

Kleinere Rollen sind neu besetzt. Getragen wird die Aufführung nach wie vor von Christoph Wieschke als Faust von sehr  heutiger unauffälliger Erscheinung. Den Selbstmordversuch aus mangelnder Erkenntnisfähigkeit will man ihm noch immer nicht ganz abnehmen, aber seine tappenden Versuche, sich in Suff und Sex wohlzufühlen, sind charmant und voll rührender Hilflosigkeit. Am Ende ist der alte Gelehrte, der junge Genussüchtige schon für Augenblicke fast ein Mensch geworden: Seine Verzweiflung, angesichts seiner Unfähigkeit, Gretchen aus dem Kerker zu „retten“ (damit womöglich der Verdammnis preiszugeben) ist bewegend. Shantia Ullmann hat als Gretchen Profil und Überzeugungskraft gewonnen: Eine starke junge Frau ist sie geworden. Star der Aufführung ist nach wie vor Sascha Oskar Weis als Mephisto: Lebendig, wendig, immer ein wenig der Dumme und doch immer der, der das Spiel – meist – nach seien Regeln vorantreibt.

Die Wiederaufnahme von „Faust I“ ist eine Einstimmung auf der Tragödie zweiten Teil: „Faust II“ hat am 12. Oktober in der Regie von Carl Philip von Maldeghem in der Felsenreitschule Premiere.

Faust I – Termine und Info - www.salzburger-landestheater.at
Faust II – Termine und Info - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/Christian Schneider

 

 

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