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Georgs Zauberzirkus

WINTERFEST 2013

11/10/13 Ein-Mann-Performance + zweistöckiges Zirkuszelt + Sieben Finger: Das ergibt nach dem Zirkus-Einmaleins von Georg Daxner drei viel versprechende Abende im Volksgarten. Im „Spiegelzelt“ darf getanzt werden, sofern nicht gerade junge Salzburger Formationen oder bekannte Größen aus Musik und Literatur gastieren.

Von Heidemarie Klabacher

417Der Zauber ist ungebrochen. In 13 Jahren hat sich Winterfest zur drittgrößten Kulturveranstaltung in Salzburg und zum größten Festival für zeitgenössische Circuskunst im deutschsprachigen Raum entwickelt. Davon merkt man zum Glück nichts: Das offensichtlich geniale Winterfest-Marketing spielt sich hinter dem Vorhang ab. In der Manege herrschen nichts als Zauber und Poesie. Dass nicht selten Ironie und Satire, oft sogar existentielle Fragen, den scheinbar so leichtfüßigen Performances zu Grunde liegen, wird einen Teil des Erfolges ausmachen. Das „Winterfest“ bietet Unterhaltung mit Tiefgang.

26.000 Besucher erwarten Georg Daxner und sein Team zu den drei Zirkusproduktionen und zu einem umfangreichen Programm im „Spiegelzelt“.

Keine französische Truppe im Volksgarten? „Ein reiner Zufall, es hat sich so ergeben“, so Georg Daxner. Die Truppen heuer kommen aus Kanada, der Schweiz und aus Tschechien. Alte Bekannte sind es - und zugleich ganz neue Künstler. Bei allen drei Compagnien habe sich die „alte“ Garde zurückgezogen und die junge Generation übernommen. „Frisch aus der Zirkusschule“ sind die Artisten der Truppe „The 7 Fingers“: Sie bringen, so Daxner, ein Stück mit viel Tanz und sensationeller Akrobatik.  „Es ist vielleicht das akrobatischste Stück, das wir je beim Winterfest hatten“. „The 7 Fingers“ haben im Vorjahr Jahr ihr zehnjähriges 418Bestehen gefeiert (soviel zum Thema „alte Garde“). Gründungsmitglied Sébastien war 2011 beim Winterfest der diabolische Zeremonienmeister in „La Vie“: Er kehrt mit dem neuen Stück „Sequence 8“ als Regisseur zurück.

David Dimitri, Zirkuskünstler aus der Schweiz, war ebenfalls schon im Volkgarten zu erleben, 2007 als Mitglied der Famiglia Dimitri. Heuer reist David Dimitri, der Sohn des großen Clowns Dimitri, zu einer Soloperformance ganz alleine an - samt Truck und eigenem Circuszelt. „In dem wunderbaren Familienstück ‚L’homme cirque’ macht er alles selbst“, erzählt Georg Daxner, „Licht, Ton, Schauspiel, Artistik und Musik.“

Söhne eines berühmten Vaters sind auch die tschechischen „Forman Brothers“: Petr und Matej Forman, die Söhne des Regisseurs Milos Forman, haben ihr schaurig bizarres Stück „Obludarium“ eigens noch einmal für das Winterfest aufgenommen, freut sich Georg Daxner. Der Theatermacher, Schauspieler, Puppenspieler und Regisseur Petr Forman ist der Künstlerische Leiter des Projekts „Pilsen. Kulturhauptstadt Europas 2015“ und macht als solcher eigentlich gerade Zirkuspause. Für das Winterfest gehen er und Matei exklusiv nochmals in die Manege. „Obludarium ist eine Zirkusproduktion im weitesten Sinne: Es gibt tolle Puppen, tolle Kostüme, alles ist sehr theatralisch.“ Auch das Zelt wurde eigens für dieses Stück konstruiert und fasst nur 120 Personen. „Das Zelt ist ein Kunstwerk für sich“, schwärmt Georg Daxner. Er habe vertraglich zusichern müssen, dass es nicht nachbaut.

419Die Forman-Brüder wissen – wie wahrscheinlich alle in der Szene - dass sie es bei Georg Daxner mit einem notorischen Zelt-Narren zu tun haben. Tatsächlich ist der Winterfest-Meister seit kurzem der stolze Besitzer des „Spiegelzeltes“, das vor drei Jahren schon einmal beim Winterfest in Verwendung war. „Damals war es noch ausgeliehen, jetzt gehört es mir.“

Die Kosten für die Veranstaltungsreihe hätten das Winterfest 2010 beinahe ernstlich in Schwierigkeiten gebracht, „aber das Publikum hat das Programm gut angenommen – und fragt natürlich nicht nach den Kosten“. Für die Finanzierung des umfangreichen Programms im Spiegelzelt kommt 2013 „ein wunderbarer Mäzen auf, der ungenannt bleiben will“.

Dieses Spiegelzelt ist eins der wenigen noch erhaltenen originalen belgischen Danspalais, erbaut 1908, eine echte Kostbarkeit. „Es hat einem alten Holländer gehört, der schon lange in Pension ist und es seit zehn Jahren verkaufen wollte. Jetzt hat er es mir anvertraut“, berichtet Georg Daxner. Dieser Tage steht das – nunmehr Daxner’sche – Spiegelzeit bei der Frankfurter Buchmesse: Dort dient es seit 25 Jahren als „Lesezelt“. Es sei eben ein reisendes Spiegelzelt, so Daxner. Auf lange Sicht hoffe er, dass es einmal fix in Salzburg zu stehen kommen wird.

420Bertl Mütter, Wolfgang Muthspiel Katharina Stemberger oder Benjamin Schmid treten ebenso in dieser „Side-Show“ zum Winterfest auf, wie The Merry Poppins, Sophie Hassfurter oder der Kabarettist Christian Sattlecker. Beim Programm hat das Winterfest mit dem Literturhaus und dem JazzIt zusammengearbeitet. Grundidee so Daxner: „Dass wir uns gegenseitig Publikum bringen: Das Zirkuspublikum kommt zur Musik. Die Musikliebhaber kommen in die ihnen teils noch unbekannte Zeltlandschaft.“

Und nochmals Geld: „Wir wissen, dass wir teuer sind“, sagt Georg Daxner zu den Kartenpreisen bis zu 48 Euro. Es gibt aber auch zahlreiche Angebote, Aktionen und echte Vergünstigungen für Familien (bis zu fünf Euro pro Kind) oder Last-Minute-Tickets für Studenten. Zudem habe man dreihundert Karten für die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ aufgelegt. „Wir wollen, dass wirklich alle zum Winterfest kommen können.“

Winterfest 2013 - 27. November 2013 bis 6. Jänner 2014 im Volksgarten – Programm, Information, Karten - www.winterfest.at
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Bilder: Winterfest/Lionel Montagnier/ Raoul Gilibert/Irena Vodáková/Magdalena Lepka

 

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