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Jeder ist Figaro, Susanna oder Gräfin

UNI MOZARTEUM / LE NOZZE DI FIGARO

30/04/13 Wo soll man anfangen zu schwärmen? Bei der puristisch modernen Bühne, die mit ihrer Klarheit die Eleganz der Salons des 18. Jahrhunderts übertrifft? Bei den ebenso eleganten Kostümen, die mit wenigen Versatzstücken eine Ära heraufbeschwören. Oder doch bei den jungen Sängerinnen und Sängern die in allen Rollen sängerisch und darstellerisch einfach begeisterten?

Von Heidemarie Klabacher

545Mit größter Begeisterung haben denn auch die gesetzteren Semester in den lautstarken Jubel des studentischen Publikums eingestimmt: Die Premiere von Mozarts „Le Nozee die Figaro“ im Großen Studio der Universität Mozarteum war ein Erlebnis von der ersten bis zur letzten Szene.

Ob Susanna und Marcellina wie Hundsstoa-Rangler aufeinander losgehen. Ob Cherubino sich den Damen schmachtend die Brust wirft oder ihnen handgreiflich an die Wäsche geht. Ob Antonio die von Cherubino niedergetrampelten Blumen in einer ausgewachsenen Performance im Salon der Gräfin betrauert und zu Grabe legt: Soviel Klamauk mit soviel 543Eleganz, Tempo und Witz gelingt wohl nur mit einer solch handverlesenen Schar junger Sängerinnen und Sänger, die stimmlich-musikalisch genauso wendig und flexibel sind, wie darstellerisch-turnerisch. Bei allen Turbulenzen hat Regisseur Eike Gramms die Grenze zum Slapstick um seiner selbst willen nicht einmal auch nur gestreift. Die mitreißende Energie schien wie selbstverständlich vom Ensemble auszugehen.

Die stillen Szenen erzählten bewegende Geschichten. Die Schwermut der Gräfin. Die Faszination der Frauen, angesichts des unverhohlenen „Werbens“ von Cherubino. Die großen Liebesarien, die zwar fast immer der „falschen“ Person gelten, nur Schachzüge im Liebeskampf und doch immer auch wahrhaftig sind: Bewegender – und noch einfacher in den Mitteln 544- kann „die Liebe“ als Urgrund des Menschseins nicht auf die Bühne gebracht werden. Susanna singt die Arie an den Grafen (O säume länger nicht, geliebte Seele) voll Sehnsucht nach ihrem Figaro, wohl wissend, dass der nur eine handbreit hinter ihr lauscht…

Die wunderbaren Sängerinnen und Sänger der Premieren-Besetzung und der Aufführung am 2. Mai: Almaviva - Matthias Winckhler. Rosina - Athanasia Zöhrer. Figaro - Robert Davidson. Susanna - Teresa Tièschky. Cherubino - Karin Torbjörnsdóttir. Bartolo - Peter Kellner. Marcellina - Sonja Bühling. Basilio - Alexander Hüttner. Curzio - Sascha Zarrabi. Antonio - Manuel Millonigg. Barbarina: Maria Nazarova.

546Es spielte das Orchester „Musicacosì“ unter der Leitung von Josef Walling – mitreißend, vorwärts drängend, präzise in der Phrasierung, klangschön, gelegentlich ein wenig offensiv in der Lautstärke aber immer hochmusikantisch.

Das puristische Einbau-Kasten-Bühnebild, das ohne einen einzigen Umbau den sonnendurchfluteten Salon der Gräfin oder den Schlossgarten in der Abenddämmerung in die Köpfe zaubert, stammt von  Anna Schöttl und Thilo Ullrich. Für die wunderbare Lichtgestaltung zeichnet Alexander Lährm.

Le Nozze die Figaro – weitere Aufführungen im Großen Studio gibt es heute Dienstag 30. April, sowie am 2. und 3. Mai, jeweils 19 Uhr - www.uni-mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum/Christian Schneider

 

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