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Der Jägersmann und seine Göttin

SOLITÄR / MICHAEL HAYDN / ENDIOME

04/10/18 Johann Michael Haydn, der „kleine Bruder“ des großen Joseph, der „Salzburger Haydn“ – er ist immer wieder für Überraschungen gut. Für eine solche sorgte die Wiederaufführung der Serenata L’Endimione nach 242 Jahren am Mittwoch (3.10.) im Solitär der Universität Mozarteum.

Von Gottfried Franz Kasparek

Graziano Mandozzi und Gerhard Walterskirchen haben das völlig vergessene Stück neu herausgegeben. Wolfgang Brunners Salzburger Hofmusik sorgte für die konzertante Aufführung. Das 1776 für die üblichen Huldigungsmusiken im Salzburger Hoftheater entstandene Stück beruht auf einer Episode aus der griechischen Mythologie. Endimione ist ein schöner junger Jägersmann, den die jungfräuliche Jagdgöttin Diana und deren Gefährtin Nice umschwärmen. Das Feuer der Liebe wird von einem gewissen Alceste geschürt, hinter dem sich der Gott Amor verbirgt. Endimione gibt sich Nice gegenüber als Frauenverächter, wird von Diana aber schnell überwältigt. Und zwar schon am Ende des ersten Aktes. Der zweite bringt allerlei von Amor gelenktes Eifersuchts-Geplänkel, ehe das Ende alle in Lobpreisungen vereint: „Es liebt jedes Tier. Alles ist verliebt. Selbst die Bäume lieben nun.“ So heißt es im poetischen Text des Pietro Metastasio.

Diese nette Pastorale könnte man durchaus mit saftigem Spielwitz auf die Bühne bringen. Nicholas Spanos, als Kontratenor aller Ehren wert, stellt gestisch und mimisch den griechischen Schönling Endimione auch am Konzertpodium mit gewinnender Natürlichkeit dar. Und Aleksandra Zamojska ist eine höchst attraktive Diana, als elegante Dame mit kühler Erotik ebenso wie als Sopranistin mit funkelnden Koloraturen und Zwischentönen. Auch Ulrike Hofbauer als leidende Nice und Lydia Teuscher als burschikoser Amor standen nicht bloß an Notenpulten herum, ließen nicht nur ihre schönen lyrischen Soprane hören, sondern mischten im angedeuteten Geschehen fleißig mit.

Michael Haydns gekonnte Musik mit Mozarts kurz vorher geschriebener Serenata „Il Re pastore“ vergleichen zu wollen, wäre unfair. Mozart hat sich bekanntlich auch viel vom älteren Kollegen abgeschaut. In den sehr gekürzten Rezitativen blitzt mitunter dramatische Energie auf und betört manch lyrischer Zauber, vor allem dann, wenn diese von stimmungsvollen Passagen der Holzbläser oder des Cellos begleitet werden. Es gibt die übliche Ansammlung von virtuosen Arien mit einem Duett im ersten und einem Ensemble mit Chor im zweiten Finale. Jedenfalls war Michael Haydn als Opernkomponist nicht nur der eher deftige Musikant des „Bassgeigers von Wörgl“, sondern er stellte auch im italienischen Genre seinen Mann.

Wolfgang Brunner führte launig in das Stück eine und sorgte für sensible und energische Akzente am Cembalo, auch in den Arien. Einstudiert hat er die Sache perfekt und im Originalklang. Die Hofmusik und, im einzigen Kurzauftritt, das Vokalensemble der Universität Mozarteum wirken mit Animo und Einfühlung. Am ganz und gar nicht originalen Dirigentenpult waltete Graziano Mandozzi mit Stilgefühl und Schwung. Das Publikum war sehr angetan. Das hübsche Werk soll auch auf CD erscheinen.

Bilder: Universität Mozarteum (1); www.operamusica.com (1); www.nicholas-spanos.com (1)

 

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