Von der Falknerei bis zum Hundstoaranggeln
HINTERGRUND / BURG HOHENWERFEN
14/06/24 Eine Attraktion auf Burg Hohenwerfen sind die Falknerei-Vorführungen. Die Burg ist Sitz des Salzburger Landesfalkenhofs, der seit dreißig Jahren besteht. Das ist der Anlass, dass hier am kommenden Wochenende (15./16.6.) Tage des Immateriellen Kulturerbes stattfinden.
Von Reinhard Kriechbaum
Es ist mehr als eine Fachtagung von Institutionen, die sich eben für immaterielles Kulturerbe stark machen. Es wird auf Hohenwerfen auch viele Infostände geben, an denen man sich schlau machen kann, was alles in der näheren und weiteren Umgebung im Rang des Immateriellen Kulturerbes steht, also von der UNESCO als besonders schutzwürdig eingestuft wird.
Salzburg hat da viel anzubieten: Es werden sich die Aperschnalzer (eine Brauch-Besonderheit im Rupertiwinkel) ebenso vorstellen wie die Hundstoaranggler. Um diese in Aktion zu erleben, muss man ja normalereise eine Bergtour im Pinzgau machen, aber zu dem Anlass wird auf der Bugh Hohenwerfen, auf der Lindenwiese geranggelt und ein „Burghogmoar“ gekürt. „Hogmoar“ ist der traditionelle Ehrentitel für den jeweils stärksten Burschen.
Wem das Feinsinnige eher liegt, der ist wahrscheinlich beim Infostand des Marionettentheaters besser aufgehoben. Dessen Puppenspielpraxis steht ja auch im Rang des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Und wem wiederum die Fädenpuppen gar zu klein sind, kann sich den Riesen zuwenden. Das Samsontragen in den Lungauer und in zwei steirischen Gemeinden gehört ja auch zu diesen Brauch-Besonderheiten, die man ja eigentlich gar nicht zu schützen braucht, weil sie sich ohnedies größter Beliebtheit erfreuen und viel Aufmerksamkeit finden. Die jubilierenden Salzburger Falkner lassen ihre Vögel fliegen, eh klar, und die Struberschützen Werfen fahren mit ihrer Böllerkanone auf. Als „Salzburger Festschützenwesen“ ist der zugehörige Brauch klassifiziert.
Was dann eher die Fachleute ansprechen wird, sind die Infogespräche und Workshops. Da ist zum Beispiel die Einbindung feministischer Perspektiven ein Thema, die bei Bräuchen ja nicht selten zu kurz kommen. Eher Frauensache, wenn auch modisch mit Gendersternchen geschrieben, ist unzweifelhaft eine Sache, die als immaterielles UNESCO-Kulturerbe weniger bekannt ist: das „Heilwissen der Pinzgauer*innen“. Denen kann man beim Herstellen von Salben zuschauen.
So manches immaterielles Kulturerbe ist nicht auf ein bestimmtes Bundesland einzugrenzen, etwa Bräuche wie das Gautschen (das Freisprechen der Buchdrucker-Gesellen), das Buchbinderhandwerk, das Freihandschmieden oder das „Alpinistische Wissen und Können der Berg- und Schiführer*innen“. Mancher Brauch wird auch „im Exil“ betrieben, so präsentiert sich beispielsweise auch die „Linzer Goldhaubengruppe Mozartstadt“.
Über das Wochenende besteht auf Burg Hohenwerfen jedenfalls gute Möglichkeit, die Vielfalt immateriellen Kulturerbes in Salzburg und ganz Österreich kennen zu lernen. Für die Brauchträger selbst gibt es Angebote für zeitgemäße Kulturvermittlung.
Schon fast ein bisserl skurril: Die österreichische Unesco-Kommission hat ein Zwei-Jahres-Projekt ins Leben gerufen, in dem es darum geht, wie man das immaterielle Kulturerbe Österreichs in Schulen vermittelt. Und wie heißt dieses Projekt? Immaterial Matters. Vielleicht sollte man bei Gelegenheit die Sprache auch auf die Liste schreiben?
Das Detailprogramm – www.salzburg-burgen.at
Das immaterielle Kulturerbe Österreichs - www.unesco.at
Bilder: UNESCO/immaterielles Kulturerbe