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Wenige wagen einen solchen Abend

RAIDING / BLOCH / LISZTMARATHON

23/10/12 Franz Liszts „Années de pèlerinage“ stellen eine Herausforderung dar, der nur wenige Pianisten echt gewachsen sind. - Vielleicht der Höhepunkt in der kurzen Geschichte der Raidinger Konzerte.

Von Wolfgang Stern

Vorweg das Erfreuliche für das Intendanten-Brüderpaar Kutrowatz: Wieder ein ausverkaufter Konzertsaal, wieder ein Abend, um den Raiding von vielen Veranstaltern beneidet werden kann. Boris Bloch kam einst mehr oder weniger als unbeschriebenes Blatt in das Mittelburgenland. Nun ist es anders. Er gehört bereits auch ein bisschen zu Raiding. Für seinen nächsten Auftritt am 14. März 2013 sollte man sich also ehest um Restkarten kümmern.

Der 1951 in Odessa geborene Pianist sprengte diesmal den zeitlichen Rahmen normaler Konzerte. Zu einem Marathon (man erinnert sich an beste Lockenhauser Zeiten!) wurde die Wiedergabe der „Années des pèlerinage“.  3¾ Stunden dauerte das Konzert, eine psychisch und physisch gewaltige Herausforderung.

Der Pianist bestach als Gestalter wunderschöner tönender Naturbilder und Landschaftsmalereien. Er vermittelte die seinerzeitige Begeisterung eines Franz Liszt. Viele dieser Stücke waren schon richtungsweisend für den französischen Impressionismus. Von Wallenstadt bis Genf spannt sich der Landschaftsbogen, der technisch alles nur Erdenkliche abverlangt. Da sind es dann zwischendurch wieder ein Echo, eine Fanfare oder dörfliche Tanzmusik, die etwas Erholung zulassen zwischen tremolierten Septakkorden, dynamischen Gegensätzen oder arpeggierten Begleitakkorden. Tells Kapelle, Am See in Wallenstadt, Der Sturm, Das Hirtengedicht, Heimweh oder die Genfer Glocken, um nur einige Teile aus dem ersten Band „Suisse“ zu erwähnen, brachten den Zuhörer in eine musikalische Schweiz der Sonderklasse.

Auch im zweiten Band „Italie“ kannte sich Bloch bestens aus. Ihm liegt das Unterschiedliche, er kann erzählen, so wurde auch Italien zum Hörgenuss. Ekstatisches, dann wieder Lyrisches und die Dante-Sonate als Abschluss des zweiten Buches, es war Perfektion mit viel Gefühl. Und er spielte, als ob es nicht die geringsten technischen Schwierigkeiten gibt. Dazu Boris Bloch: „Die Dante-Sonate ist die Krönung des gesamten Zyklus, eine Art Konglomerat aller bis dahin vorhandenen Emotionen, Ausbrüche und Poesien.“

Wesentlich später (nach 30 bis 40 Jahren)  kam der dritte Teil zu diesem Mammutwerk hinzu. Während des Abends wurde man geradezu süchtig nach dieser Musik. „Pelerinage religieux“ führt in das Religiöse und Elegische und zeigt deutlich die Weiterentwicklung von Franz Liszt auf.

Boris Bloch hat das alles großartig vermittelt. Als Meister der Gestaltung hatte er an diesem kräfteraubenden Abend gezeigt, dass er nicht zufällig mit etlichen hohen Preisen und Anerkennungen bedacht wurde. Die Ungarische Franz Liszt Gesellschaft schließt sich in diesem Monat mit dem Franz Liszt Grand Prix du Disque für die letzte Liszt-CD an.

Das Lisztfestival 2013 wird wieder in vier Themenblöcken durchgeführt:
25. – 27.1.: Meistersinger
14. – 17.3.: Melodramen
19. – 23.6.: Malédiction
18. – 22.10.: Metamorphosen
www.lisztfestival.at
Bilder: Lisztfestival Raiding

 

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