Königlicher Abschluss aus Amsterdam
REST DER WELT/GRAFENEGG
12/09/11 Vom 19. August bis zum 7. September dauerte das fünfte Musik-Festival Grafenegg. In 13 Orchesterkonzerten gaben die großen Orchester einander die Türklinke in die Hände. Zu verzeichnen gab es ein wahres Besucherplus. VON WOLFGANG STERN
Das Erfreuliche zu allererst: 21700 Besucher kamen zum Musik-Festival nach Grafenegg. Das entspricht einem Besucherplus von 14 Prozent bei einer Auslastung von 96 Prozent. Mit dieser hohen Akzeptanz können sich alle, die dazu beigetragen haben, überaus freuen, vor allem Rudolf Buchbinder als künstlerischer Leiter. Sein Kommentar: „Wir ziehen eine künstlerisch höchst erfreuliche Bilanz. Innerhalb von fünf Jahren haben wir viel erreicht und zählen mittlerweile zu den bedeutendsten Orchesterfestivals Europas. Zusätzlich zu den erstklassigen Konzerten bieten wir ein umfangreiches und dramaturgisch spannendes Rahmenprogramm. Mit der starken Präsenz unseres diesjährigen Composers in Residence, HK Gruber, haben wir den Bereich zeitgenössischer Musik und Musikvermittlung weiter ausgebaut und werden dies in den nächsten Jahren noch intensivieren.“
Was die bedeutenden Orchesterfestivals betrifft, so kann man von einem kleinen „Lucerne Festival“ in Österreich sprechen. Der qualitative Anspruch des Festival ist enorm, leider mussten vier der angesetzen Konzerte am Wolkenturm infolge Schlechtwetters in das Auditorium verlegt werden. So auch das letzte mit dem Concertgebouw-Orchester aus Amsterdam, das Andris Nelsons leitete. Der junge Pultstar, wieder einer aus dem Musikzentrum Riga (Elina Garanca, Gidon Kremer, Mariss Jansons, Mischa Maisky – sie alle sind gebürtig aus der lettischen Hauptstadt!), hatte das holländische Paradeorchester zu Höchstform getrieben. Nach einer präzisen Wiedergabe von Beethovens Ouvertüre zu „Die Ruinen von Athen“ gesellte sich zu dessen 5. Klavierkonzert Yefim Bronfman hinzu. Diese Kombination erwies sich als vortrefflich. Bis ins kleinste Detail stimmte da alles, pianistische Noblesse vermischte sich mit Andris Nelsons Bereitschaft, das Orchester dosiert durch die Partitur zu leiten. Es waren strahlende Klänge bei den Bläsern, dann wieder insgesamt meditative Abschnitte in feinster Pianokultur, die die Wiedergabe zu einer lebhaften werden ließen.
Eher zu langsamen Tempi neigte Nelsons in Rimski-Korsakows Scheherazade. Die Extreme in Tempi und Dynamik erzeugten ein interessantes und sehr stimmiges Klangbild, wobei das Orchester in allen Bereichen überzeugen konnte. Der Abschluss der Konzertreihe konnte nicht besser sein. Die Amsterdamer sind halt doch verlässlich und lassen sich vom 33-jäh-rigen Nelsons in jeder Hinsicht leiten. Zugaben des Pianisten und des Orchesters waren der Dank für die heftigen Ovationen seitens des Publikums.
Das Musikfestival 2012 sollte, wie man aus einem Interview im ORF entnehmen konnte, verlängert werden. Die großen Orchester werden wieder für die eine oder andere Überraschung bzw. für weitere Highlights in Park oder Auditorium sorgen.
Das Programm für 2012 wird im November bekanntgegeben. Heuer zeigte sich, dass es ratsam ist, sich sofort um Karten zu kümmern.