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Ovid auf Spanisch

DONAUFESTWOCHEN / DER KAMPF DER GIGANTEN

08/08/11 Eine Entdeckung: Sebastián Duróns barockes Kleinod, die Óper „La Guerra de los Gigantes“, geriet anlässlich seiner österreichischen Erstaufführung in Schloss Greinburg im Strudengau Samstag (6. 8.) zum bejubelten Triumph für alle Beteiligten.

Von Horst Reischenböck

Hand aufs Herz: wem, außer Kirchenmusik-Spezialisten, war bis jetzt der Name des spanischen Komponisten zu Zeiten des Erbfolgekriegs zwischen Habsburg und Bourbon geläufig? Sebastián Durón diente beiden. Vorerst als Organist der Capilla Real Karl II., dann Philipp V., dann trat er wiederum für den Erzherzog und späteren Kaiser Karl VI. ein und wurde für kurze Zeit ins Exil nach Bayonne geschickt. Nun, es gibt Schlimmeres als diesen Ort.

Der prachtvolle Renaissance-Innenhof von Greinburg wirkt als ideale Kulisse für die Szenerie, die Isabella Reder mit ein paar Stoffbahnen praktikabel drapierte. Rund um das Orchester spielt der Einakter, der zu einer Adelshochzeit 1702 geschaffen wurde. Als kleine Anspielung daran setzt sich eine Statistin, die zuvor noch den Boden putzte, zu Beginn den weißen Brautschleier auf. Von den Arkaden herab verbreiten sich dann im ausgedehnten Vorspiel allegorisch Ruhm, Zeit, Unendlichkeit und Stille über die Bedeutung des Auftraggebers.

Die Handlung der Oper selbst schildert – in Anspielung auf die damalige politische Wetterlage – den Kampf der Götter des Olymps gegen den Aufstand der Giganten, der Kinder von Gaia und Kronos. Des Giganten Palante Gefolgschaft erinnert etwas an Spaniens Freiheitskämpfer der dreißiger Jahre, will augenscheinlich gar nicht so gerne kämpfen und verwandelt sich dann in Júpiter und Minerva, die sich der Dienste des prahlerisch seine Muskeln spielen lassenden Hércules versichern. Mehr braucht es nicht, denn beide Armeen fliehen ohnedies und letztendlich stehen einander nur deren Anführer in Kriegsbemalung gegenüber. Regisseurin Manuela Kloibmüllers hat das mit amüsanten Details ausgeschmückt und Requisiten sparsam eingesetzt. Besen mutieren zu Rudern oder Kampfstöcken.

„La Guerra de los Gigantes“ ist also eine Kammeroper (man denkt unwillkürlich an ähnliche Aufführungen am Wiener Hof, bei denen die kaiserlichen Kinder agierten). Es singen vier Sopranistinnen aus Reihen der von Intendantin Michi Gaigg ins Leben gerufenen Internationalen Opernakademie Grein. Die Kärntnerin Maria Weiss punktet als Palante nicht zuletzt ob ihres berührend gesungenen Lamentos: ein emotional absolut ebenbürtiges Gegenstück zu Purcells Klage der Dido.

Anna Freivogel aus der Schweiz als Minerva, die der Spanierin Eva Juárez als  Júpiter das Spiel mit dem goldenen Apfel vermiest, und die Brasilianerin Camilla de Falleiro als Hercúles, gleichfalls ironisch gebrochen, stehen in nichts nach. Von Landsmann Rogério Gonçalves als Dirigent sowie an Trommel und Kastagnetten rhythmisch beflügelt, der damaliger Praxis entsprechend in seine Fassung zeitgleiche Instrumentalstücke einbezog. Das in der Schweiz beheimatete Ensemble A Corte Musical setzt stimmig Duróns abwechslungsreiche festliche wie zarte Klänge um. So verschmilzt etwa das halbe  Dutzend Streicher, Gitarre, Laute, Harfe und Cembalo perfekt zu einem Pizzikato-Menuett. Ein Sonderlob auch der dem Text entsprechend exzellent „sanften“ Originaltrompete.

Fast schade, dass nach gut zwei Stunden, inklusive Pause, schon Schluss war!

Weitere Aufführungen am 13., 14. und 15. August, jeweils um 18 Uhr. - www.donau-festwochen.at
Bilder: Donaufestwochen / Reinhard Winkler

 

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