Der Kaiser und seine Turniere
INNSBRUCK / MAXIMILIAN I.
02/05/21 Rennweg 1 und 2: Das ist jetzt die Adresse der Innsbrucker Hofburg und des Tiroler Landestheaters. Beide haben etwas mit Vorspielen zu tun, denn in der Hofburg in der barocken Gestalt, wie sie jetzt etwas protzig dasteht, hat ja kein Habsburger jemals residiert. Sie diente dazu, den Tirolern vorzuführen, wer der Chef ist.
Von Reinhard Kriechbaum
Hoch und kaiserlich hergegangen ist es in Innsbruck Jahrhunderte vorher. So wenig Freude man in Tirol mit Wien hat (und umgekehrt, wenn man die Corona-Geschehnisse der letzten vierzehn Monate überblickt), so gerne erinnert man an Kaiser Maximilian I. Diesem herrscher an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit gilt seit 2019 (dem 500. Todesjahr) eine Dauerausstellung in der Hofburg, und die wird immer wieder um Sonderausstellungen bereichert. Kürzlich eröffnet: Maximilian I. – der Kaiser und seine Turniere.
Und damit sind wir am Rennweg, denn hier hat sich der Turnierplatz befunden. Auf dem Bild ist der „letzte Ritter“ links zu sehen. Der Kollege rechts ist Kurfürst Herzog Friedrich von Sachsen. 1497 haben sie sich so standesgemäß die Zeit vertrieben.
Im Zentrum der Sonderausstallung steht heuer also das spätmittelalterliche Turnierwesen, dem Kaiser Maximilian I. nicht nur viel Zeit und Interesse widmete, sondern das er auch durch eigene Innovationen laufend weiterentwickelte. Seine Harnische sollten dazu beitragen, die Ausübung dieses ritterlichen Sports für die Teilnehmer sicherer zu machen und schwere Verletzungen zu vermeiden.
Augmented Reality und eine eigens für die Ausstellung entwickelte Museums-App – auf den technischen Level dieser Schau ist man zurecht stolz. Digitale Stationen ermöglichen es, in alten Turnierbüchern zu blättern und sich über die Turnierarten und deren „Spielregeln“ zu informieren. Was in einem solchen Turnierbuch aufgezeichnet wurde, war Maximilian nicht egal. Die Vorzeichnungen aus Washington zu einem dieser Bücher zeigen des Kaisers Vorstellungen, aufgeklebte Zettel auf einzelnen Blättern vermitteln Änderungswünsche.
Das Outfit war ja wichtig. Eine Helmschau zeigt, dass bei der geysxtaltung und Ausschmückung der Phantasie keine Grenzen gesetzt waren. Und wie ist man sich in einer Rüstung vorgekommen? Auch das kann man virtuell einigermaßen nachfühlen.
Eine der Residenzen Maximilians in Tirol war die nur mehr als Ruine erhaltene Schlossanlage Fragenstein. Diese Schlossanlage, in unmittelbarer Nähe zur Martinswand bei Zirl gelegen, ist vermutlich Ausgangspunkt so mancher Legende. Forscher haben den Bau in 3D-Visualisierung detailgetreu rekonstruiert.
Es gehe „nicht nur um die Vermittlung von historischem Wissen, sondern auch um den Bezug zur Gegenwart und Zukunft unseres Landes“, sagte die Tiroler Kulturlandesrätin Beate Palfrader. „Denn das Wissen um historische Zusammenhänge und das Verständnis für die kulturellen Besonderheiten Tirols sind wichtige Voraussetzungen für die Gestaltung der Zukunft.“ Also aus der Geschichte lernen fürs nächste Kräftemessen mit Wien...