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O Du mein Salzkammergut

ISCHL / LEHÁR FESTIVAL / IM WEISSEN RÖSSL

15/07/19 „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein, wenn die Musik spielt...“ Intendant Thomas Enzinger lässt die Musik aufspielen Im weißen Rössl und bringt damit das populärste Unterhaltungstheater der Operettengeschichte in amüsanter Form auf die Ischler Kurhaus-Bühne.

Von Elisabeth Aumiller

Eine Gute-Laune-Mischung aus Revue, Singspiel, volkstümlicher Komödiantik, Jazz-Rhythmen und Walzertanz mit gutem Gespür für die rechte Dosis an Situationskomik, Gefühligkeit, parodierenden Elementen und tänzerischer Ausgelassenheit. Dirigent Oliver Ostermann sorgt mit Chor und Orchester des Lehár Festivals für musikalischen Fluss und zündende Rhythmik in den unterschiedlichen Klangcharakteristiken.

Bühnen-und Kostümbildner Toto erdachte als Hauptspielfläche eine mittige Treppe, umgeben von gemalten Bergen, Kühen, weißen Rössern, vom bunten Lichtdesign Sabine Wiesenbauers schillernd umspielt. Allerlei Versatzstücke – Wirtshausfenster, Aufschriften, ein Doppeladler mit dem Schriftzub „I like Bad Ischl“ - hängen vom Schnürboden. Die flotte Jodl-Kathi (Helga Papouschek) bietet „Echte Einheimische“ oder „Echte Illusionen“ für drei oder fünf Kronen an. Sie preist zu Beginn das herrliche Klima in der ländlichen Idylle, die vom einfallenden Touristenschwarm schnell in ein lärmendes Hochsaison-Chaos umfunktioniert wird. Die Kostüme in ihrer bunten Vielfalt, individuell gestaltet für jeden der Choristen, Tänzer und Solisten, sind eine rechte Augenweide. Für prickelnde Hochstimmung sorgen die von Ramesh Nair choreografierten Tanz-und Ensemblenummern, von den Tanzsolisten und Chorsängern in spannender Rasanz umgesetzt.

Zu seiner persönlichen Glanzrolle macht Roman Martin den unsterblich verliebten Zahlkellner Leopold Brandmeyer, schmachtend, aufmüpfig, übermütig oder eifersüchtig. „Zuschaun kan i net“ singt er und umflort seinen Liebeskummer obendrein mit wehmütigen Sequenzen auf dem Saxophon. Seine Angebetete ist Josepha Vogelhuber, in der Schauspielerin Susanna Hirschler eine g'standene Wirtin und forsche Witwe. Ihr Stern großer Anziehungskraft auf ihren Oberkellner strahlt indes in den Zuschauerraum eher mit gedimmtem Leuchten. Mit gesanglicher Präsenz, gut gesprochenen Dialogen, lockerem Spielwitz und tänzerischem Elan punktet Ricardo Frenzel Baudisch als Rechtsanwalt Dr. Siedler. Den Avancen der Wirtin wenig geneigt, richtet er um so schneller sein Auge auf die Fabrikantentochter Ottilie, die ihm Franziska Krötenheerdt grazil zur passenden Partnerin werden lässt. Frank Voß berlinert sich als Fabrikant Wilhelm Gieseke gekonnt durch den Abend. Ramesh Nair als der schöne Sigismund Sülzheimer und das lispelnde Klärchen der Nina Weiß geben ein spritziges Buffopaar mit wirbelnden Steptanzkünsten und komödiantischen Schwimmambitionen. Gerd Vogel profiliert Prof. Hinzelmann in fein-vergnüglicher Studie. Würde der Piccolo von Kaj Lucke weniger outrieren, wäre die Wirkung trefflicher. Der Bergführer von Giuseppe Preims darf mit ein paar saftigen Kraftausdrücken aufwarten.

Große Aufregung herrscht vor der Ankunft von Kaiser Franz Josef. Da muss Leopold ja schnell einen Empfangschor aus dem Hut zaubern. Fesch dirigierend wendet er sich ans Publikum, und alle sollen im Stehen und aus vollem Halse „O du mein Österreich“ zu singen. Ein erheiternder Einfall. Würdig schreitet der Kaiser alias Kurt Schreibmayer über die Treppe und schreibt schließlich der ob der Entlassung Leopolds der zerknirschten Rösslwirtin Trostesworte ins Stammbuch: „S'ist einmal im Leben so, allen geht es ebenso, was man möcht' so gern, liegt so fern..“ Ein feinsinniger Moment, bevor sich der Kaiser mit „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ verabschiedete. Zum Happy End des vergnüglichen Theaterspektakels engagiert die Rösslwirtin ihren Kellner Leopold als Ehemann auf Lebenszeit.

Schon bei der Uraufführung 1930 war das Weiße Rössl zum Erfolgsschlager geworden. Der Komponist Ralph Benatzky und seine Mitautoren und Texter Hans Müller-Einigen, Erik Charell und Robert Gilbert sorgten für einen weltweiten Siegeszug: „Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“, „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“, „Die ganze Welt ist himmelblau“, „Das ist der Zauber der Saison“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ sind bis heute allbekannte Hits, die neben Benatzky von Bruno Granichstaedten, Robert Stolz, Eduard Künneke und Robert Gilbert komponiert wurden. Zudem wurde damit das Hotel „Zum Weissen Rössl“ am Wolfgangsee zur gastronomischen und landschaftlichen „Pilgerstätte“ unzähliger Touristen.

Viele verschiedene Fassungen hat das Stück seither erlebt. „In Ischl spielen wir die sogenannte klassische Fassung, die vom Verlag herausgegeben wurde und haben nur Nummern gestrichen, die uns nicht handlungsführend erschienen“, sagt der Dirigent Oliver Ostermann. Er bezeichnet unterschiedliche Fasungen als Gebrauchsmusik, die sich nach Regie und Besetzungen richtet und solche Freiheit findet er „im besten Sinne aufführungsfreundlich“.

Aufführungen „Im weißen Rössl“ bis 1. September. Offenbachs Operette „Pariser Leben“ hat in Bad Ischl am 20. Juli Premiere, Lehárs selten gespielte „Clo-Clo“ am 10. August – www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival / Foto Hofer

 

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