Reisen durch eigene und fremde Zimmer
MUSEUMSQUARTIER / O-TÖNE / LITERATURFESTIVAL
10/7/19 Ein sommerlicher Streifzug durch die österreichische Gegenwartsliteratur: Im Wiener MuseumsQuartier sind jeden Samstag bis August im Rahmen des gleichnamigen Literaturfestivals literarische O-Töne zu vernehmen. Den Auftakt gibt Clemens J.Setz mit einer Lesung aus seinem neuen Erzählband Der Trost runder Dinge.
„Ich fügte mich in meinen Sitzplatz ein wie die Batterie ins Batteriefach. Für die nächsten Stunden nur die eigenen Hände, Knie und Fußspitzen als menschliche Gesellschaft. Aber was wenn. Was wenn doch. Nein, die Stewardessen hatten keinen Blick für mich übrig...“, schreibt Clemens J. Setz: Der Grazer Schriftsteller eröffnet das das Festival O-Töne am Donnerstag (11.7.). Setz wurde erst kürzlich mit dem hochdotierten Berliner Literaturpreis für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ausgezeichnet. Bei den O-TÖNEN liest er aus seinem aktuellen Text Der Trost runder Dinge, ein im Suhrkamp Verlag erschienener Erzählband, in dem es heißt.: „Hier mein Ticket. Hier mein Pass. Und dies ist mein Zwirn. Wir marschierten durch den Schlauch. Vor dem Eingang zum Flugzeug staute es sich. Menschen mit kleinen Rollkoffern. Meine Brüder und Schwestern. Von irgendwoher kam so etwas wie Sonnenlicht und sogar Blätterschatten, der plötzlich auf den Sakkos und Rücken vor mir sichtbar wurde, aber es war nur ein optischer Effekt. Wenn wir erst in der Luft waren, würde alles gut werden. Gesichter, Hinterköpfe. Tageszeitungen. Nun begann die Phase der lauten Gedanken.“
Clemens J. Setz, Karl-Markus Gauß, Laura Freudenthaler, Vea Kaiser, Marlene Streeruwitz, Robert Prosser, Gertraud Klemm und Bettina Balàka – mit insgesamt acht Donnerstagen vom 11. Juli bis 29. August bietet das Literaturfestival O-TÖNE im MuseumsQuartier Wien einen Querschnitt die österreichische Gegenwartsliteratur.
Für die Programmauswahl zeichnet heuer erstmals der Germanist und Kulturpublizist Klaus Kastberger verantwortlich: „Das hohe Formbewusstsein aber, das diese Bücher auszeichnet, tut ihrer Haltung keinen Abbruch. In allem, was sie tun, erkunden diese Bücher immer die unmittelbare Gegenwart. In acht Stationen, die vom Familienroman bis hin zur Sezierung einer Ehe führen. Vom historischen Capriccio bis zu einem Schreiben des near future reichen. Reisen durch eigene und fremde Zimmer beschreiben. Auf- und Absteigergeschichten erlebbar machen.“
Mit Clemens J. Setz am Eröffnungstag lesen wird die Wiener Autorin Barbara Zeman: Sie stellt ihren vielgelobten Debütroman Immerjahn vor. Den traditionell musikalischen Auftakt bestreiten die Singer/Songwriterin Alicia Edelweiss und der Cellist Lukas Lauermann mit ersten Hörproben ihres im Herbst erscheinenden neuen Albums. Die Moderation für beide Lesungen übernimmt die Germanistin und Literaturkritikerin Daniela Strigl. Die durch sie in den letzten drei Jahren etablierte Debüts-Schiene wird ebenfalls mit Lesungen aus acht literarischen Neuerscheinungen fortgesetzt.