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Geschichtenerzähler

TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE / DUO HORNUNG & ENGELI

02/09/15 „Um Dvořák herum“ ist das gedankliche Motto der zum 25. Mal stattfindenden Traunsteiner Sommerkonzerte. Den erfolgreichen Startschuss setzten, pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn mit entsprechendem Wetterumschwung, Maximilian Hornung, Violoncello, und Pianist Benjamin Engeli.

Von Horst Reischenböck

Als – nicht mehr bestehendes – Tecchler Trio (benannt nach dem italienischen Bauer seines Instruments) gewannen Hornung und Engeli zusammen mit Geigerin Esther Hoppe 2007 den renommierten ARD-Wettbewerb. Die Tätigkeit als damals jüngster 1. Cellist gab Hornung bald zugunsten einer internationalen Solokarriere auf: Sein Salzburg-Debüt lieferte er bei den Festspielen 2014 vor dem Philharmonia Orchestra als Richard Strauss' „Don Quichotte“.

Strauss bildete auch Dienstag (1. 9.) den Schlusspunkt im Kunstraum Klosterkirche. Fast gibt es einen lokalen Bezug, stand doch im benachbarten, zum Landkreis Traunstein gehörenden Marquartstein die Villa der Eltern seiner Gattin Pauline. Die F-Dur-Cellosonate op. 6 des 17jährigen, an die er später „nicht mehr glauben“ sollte, ist ein für die Ausführenden dankbares Werk, publikumswirksam schon durch den überschwänglichen Einstieg, in dem Strauss sein erlerntes kontrapunktisches Können demonstriert. Melancholisch durch Trauermarsch-ähnliche Gedanken abgelöst und dann keck, beschwingt beendet.

Also satt klingendes Material für Maximilian Hornung, der mit seinem Partner Benjamin Engeli aus der Schweiz am Steinway ungetrübte partnerschaftliche Übereinstimmung zu zeigte – ganz so wie am Beginn, als die beiden ihr Raritätenprogramm mit der Sonatina in G-Dur op. 100 von Antonín Dvořák eröffneten. Nicht zuletzt ob der „Indian Canzonetta“, dem Larghetto inmitten, erkennt man dieses 1893 entstandene Stück als in den USA „für die Jugend“, also für seine Kinder geschrieben. Dvorak hat die Sonatina als „leicht aufführbar“ klassifiziert, sie bedarf dennoch – oder gerade deswegen – ernsthafter Hingabe, um aufkeimende Gedanken an „Hausmusik“ abzuschütteln. Hornung und Engeli ließen es daran nicht mangeln.

Die kurz gefasst zehn Minuten der Variationen über ein slowakisches Volkslied von Bohuslav Martinů boten ihnen danach weit mehr Gelegenheit, ihr Können vorzuführen: großräumig klavieristische Attacken, nach dem lyrischen Anfang gespickt mit Doppelgriffen und virtuosen Cello-Läufen. Martinůs letzte Gedanken an seine Heimat bekam er nicht mehr zu hören: Die Uraufführung erfolgte sieben Wochen nach seinem Tod in Prag.

Aus dem Dunstkreis über der Grenze ging auch Gustav Mahler hervor. Dessen vier „Lieder eines fahrenden Gesellen“ regten Maximilian Hornung zu einem Arrangement für sein darin im besten Sinne „singendes“ Instrument an, in dem er im Anschluss daran die Singstimme über alle Register hin auskostete. Ein Verströmen, durch Benjamin Engeli im Begleitpart stimmungsvoll „orchestral“ aus den Tasten schattiert. Auch der Part der schönen Marja im dreiteiligen Dialog mit Zarewitsch Ivan in des Mährischen Komponisten-Kollegen Leoš Janáčeks „Pohádka“ (Märchen), den dazu Wassilij Andrejewitsch Schukovskijs „Geschichte vom Zaren Berendjej“ anregte.

Die Traunsteiner Sommerkonzerte dauern bis 7. September – www.traunsteiner-sommerkonzerte.de
Bild: Traunsteiner Sommerkonzerte / Veronika Mengenthal
Zum Vorbericht Hör-Reise in Böhmens Hain und Flur

 

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