Klangfarbenreize
MUSIKTAGE MONDSEE / AURYN QUARTETT
02/09/13 25 Jahre Musiktage Mondsee: das Eröffnungskonzert vereinte am Samstag (31.8.) für Brahms und Mozart das Auryn Quartett mit Klarinettist Julian Bliss. Dazwischen begeisterte Geiger Christian Altenburger im Solo-Einsatz für Johannes Maria Staud.
Von Horst Reischenböck
Blech vorneweg: Nach Begrüßungsworten des neuen Vereinsobmanns Johannes Kotschy (morgen Dienstag wird das Auryn Quartett auch ein Werk des Salzburgers spielen) marschierten vorerst sieben Blechbläser aus Mondsee und dem benachbarten Tiefgraben zur festlichen Eröffnung im Schloss aufs Podium. Zur eigens zum Jubiläum von Josef Handl komponiert eingängigen „MM-Fanfare“. Sie soll zukünftig jedes Jahr erklingen.
Das diesjährige Motto „Mozart auf der Reise nach Prag“ wird sich innerhalb der Woche vertiefend präsentieren. Der Auftakt schrammte gewissermaßen knapp vorbei, denn Wolfgang Amadé Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 entstand erst zwei Jahre nach der Uraufführung des „Don Giovanni“, und zwar in Wien. Freund Anton Stadler, der das Werk aus der Taufe hob, sollte erst, wiederum zwei Jahre später, zur Premiere von „La Clemenza di Tito“ an die Moldau reisen.
Eingangs galt der Einsatz allerdings dem in Ischl entstandenen h-Moll-Klarinettenquintett op. 115 von Johannes Brahms. Dessen klanglicher Ansatz in seinem letzten Kammermusikwerk gilt oftmals der Aufsplittung, indem sich einerseits die hohen Streicher – sprich: beide Violinen in Händen von Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann – mit Julian Bliss’ Klarinette zum Terzett verbinden, diese wiederum dazu kontrastierend ebenso mit Stewart Eaton an der Viola und Cellist Andreas Arndt in der Tiefe. Jubel für sie alle, die sensibel dem zunächst vorherrschenden Ausdruck von Brahms’ melancholischem Gemütszustand nachspürten, der sich erst im Presto so richtig gegen die Erkenntnis anstehenden Abschieds auflehnt, letztendlich aber dennoch in Resignation verdämmert.
Demgegenüber Mozarts Opus, in dem sich alle Strecherstimmen um die Bassklarinette herum miteinander verschränkend die Themen zuwerfen. Die Klangfarbenregister des Blasinstruments von der Tiefe bis in berückend piano geblasene Höhen hat der jugendliche Gast Bliss perfekt tonschön eingemischt. Berührend in der Kantilene des Larghettos, aber auch mit durchaus witzigem Schalk innerhalb des Menuetts.
Johannes Maria Staud ist längst international etabliert. So wirkte der diesjährige Composer in Residence der Musiktage Mondsee zu Jahresbeginn in gleicher Funktion bei der Mozartwoche und schon 2006 spielte Mondsees früherer Leiter Heinrich Schiff im Rahmen der Salzburger Festspiele die Uraufführung von „Segue“.
Christian Altenburger kehrte mit „Towards a Brigther Hue“ auch an seine frühere Wirkungsstätte Mondee zurück und bot eine erste Gelegenheit für dieses Auditorium, sich Stauds Klangsprache zu nähern. Ein großartig ausgeführtes Geigensolo, das an Luciano Berios „Sequenzas“ erinnert, das Virtuosität mit Ausreizen klanglicher Möglichkeiten bis in nur durch minimales Verschieben auf den Saiten mögliche Mikrotöne hinein verbrüdert. Eigentlich ein kurzes, ideales Prüfungsstück für Wettbewerbe!