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Heiß und kühl

REST DER WELT / BURGHAUSEN / 42. INTERNATIONALE JAZZWOCHE

24/03/11 Man muss nicht unbedingt ins Gebirge, zu Snow Jazz Gastein, fahren. Am Mittwoch (23.3.) hat in Burghausen  die 42. internationale Jazzwoche begonnen, mit dem Duo Chick Corea und Gary Burton. Mehr als 1000 Zuhörer aus allen Altersschichten waren in der Wackerhalle.

Von Horst Reischenböck

Jeden März steht die Salzachstadt nahezu eine Woche lang im Fokus aller Jazzliebhaber. Dem Freistaat Bayern ist das läppische 6.000 Euro an Unterstützung wert. Der I.G. Jazz ist zu gratulieren, dass sie immer wieder andere Sponsoren an Land zu ziehen vermag, ohne die eine derart mit Weltstars besetzte Veranstaltung bis einschließlich kommenden Sonntag nicht durchführbar wäre. Fürs Fernsehen dokumentiert BR alpha, das die Konzerte ab September dann ausstrahlen wird.

Nicht weniger als 62 Formationen „from little to big“ bewarben sich um den zum dritten Mal vergebenen Europäischen Burghauser Nachwuchspreis. Ins Auswahlspiel kam auch das österreichische Trio David Helbrock’s Random / Control. Der Preis in Höhe von 15.000 Euro ging an die Beats and Pieces Big Band nach Manchester. Bassist Harrison Wood ist mit 19 Jahren der jüngste, das übrige Dutzend alle in den „early mid-twentieth“. Sie werden angefeuert von Komponist und Arrangeur Ben Cotrell, der dazu gelegentlich auch Vokalstimmen via Laptop integriert.

Das Ensemble ruft Erinnerungen wach an das legendäre Don Ellis Orchestra. Ohne Ringmodulator im Trompetenalleingang: alle drei kraftvoll rhythmisch pulsierend im auch aleatorischen Zusammenspiel mit der Saxophon- und Posaunengruppe. Das Flügelhorn butterweich und strahlend à la Maynard Ferguson geblasen. Dazu beeindruckend der schüchtern wie Harry Potter im Vordergrund fundamental wirkende Keyboarder. Ein exzellenter Schlagzeuger, der die Batterie im Hintergrund auch händisch „bearbeitet“ und der auch komponierende E-Gitarrist, der in der heftig akklamierten Zugabe „Jimmy“ bewusst Reminiszenzen an Hendrixs hervorruft: schon dies ein absoluter Höhepunkt.

Getopt allerdings danach durch Chick Corea und Gary Burton als Duo. Immer wieder gelingt es, internationale Stars allergrößten Kalibers für Gastspiele in Burghausen zu animieren: Corea war 1989 das letzte Mal zugegen und wurde nun mit einer Bronzeplatte in Burghausens „Street of Fame“ geehrt. Vierzig Jahre lang musiziert der Pianist mit Unterbrechungen immer wieder mit Gary Burton zusammen, der das Vibraphon-Spiel mit vier Schlägeln erfand: zwei „Monoliten“ des Cool-Jazz, die aus kristallener Stille gemeinsam virtuosestes Spiel zur Freude Aller entwickeln.

Diesmal nicht unbedingt nur mit Eigenwerken von Corea. Aber doch auch, wie auf dem, von Beiden vorab auf dem Flügel geklopften Allegria-Rhythmus aus Hawaii basierend, entsprechend Freude vermittelnd. Oder in „Mozart goes dancing“ mit Anklängen an beispielsweise „Das Butterbrot“ daran erinnernd, dass Chick mit Friedrich Gulda einst dessen Doppelkonzert interpretierte, unter Nikolaus Harnoncourt! Eben klassisch geschult verblüfft nach wie vor, was er an anderen Klängen aus dem Bösendorfer schürft. Etwa in Reminiszenzen an Art Tatum, die Beatles oder mit einem Bossa nova von Antonio Carlos Jobim. In dessen Band spielte einst Gary Burton, der seinem Partner entsprechend exzellent assistierte.

Die 42. internationale Jazzwoche Burghausen dauert bis Sonntag, 27. April. - www.b-jazz.com
Bilder: www.b-jazz.com

 

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