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Aus der betriebsamen Musiksommerfrische

REST DER WELT / KISSINGER SOMMER

24/07/11 Ungarn, durch eine Reihe von ungarischen Künstlern vertreten,  war im Franz-Liszt-Jahr eines der Themen beim Festival Kissinger Sommer, das am kommenden Wochenende (17.7.) zu Ende geht. Cecilia Bartoli gehört zum "Stammpersonal". Der Salzburger Pianist Herbert Schuch ist ebenso ein treuer Gast. Und was in Bad Reichenhall nicht so gut geklappt hat, findet hier ein Publikum: eine zeitgenössische "Liederwerkstatt".

Von Elisabeth Aumiller

altDer Max- Littmann-Saal im traditionsreichen bayerischen Bad Kissingen wird wegen seiner guten Akustik wird er von vielen berühmten Orchestern und Solisten geschätzt, die alljährlich den „Kissinger Sommer“ zur bedeutenden Klangoase im geruhsamen Naturpark der  Bayerischen Rhön machen. Das Festival findet zum 26. Mal statt.

Gleich zu Beginn beim Ankommen im historischen Hotel, in dem einst schon das österreichische Kaiserpaar logierte, ergab sich ein zufälliges Zusammentreffen in der Hotelhalle mit dem in Salzburg bestens bekannten Pianisten Herbert Schuch. Nachdem er drei bedeutende internationale Klavierwettbewerbe in Folge gewonnen hatte, siegte er 2005 auch bei der Kissinger Klavierolympiade. Seitdem konzertiert  Schuch alljährlich beim Kissinger Sommer. „Es ist diese schöne Kontinuität, die ich besonders schätze“, sagt Schuch über diesen sommerlichen Fixpunkt in seinem Kalender, der inzwischen mit internationalen Auftritten randvoll ist. Was ist für ihn der besondere Reiz beim Kissinger Sommer? „ Es ist diese persönliche Atmosphäre, die anderswo höchst selten anzutreffen ist“, so Schuch. Auch die Begegnung  mit anderen Künstlern sei hier immer recht entspannter Natur und  freundschaftlich-familiär ausgerichtet.

Für das Lisztjahr hat der Pianist Franz Liszts Klavierkonzert Nr.1 Es-Dur in sein Repertoire aufgenommen und wird das Werk in zahlreichen Konzerten im weiteren Jahreslauf spielen. In Bad Kissingen musizierte er mit den Bamberger Symphonikern unter Jonathan Nott. In Anschlag und Phrasierung zeichnete er klare Linien, konnte kraftvoll zupacken ohne donnernde Zurschaustellung, zeigte dennoch effektvolle pianistische Bravour. Besonders eindrucksvoll gestaltete er die leisen Momente in fein tarierter Tongebung, zart und empfindsam im Wechselspiel mit den Bläsern.

Romantische Stimmung erzeugte zuvor Sabine Meyer mit dem 1. Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Auf sinnlichen Wohllaut und Klangeleganz setzte Nott mit seinem Orchester  sowohl bei Ravels „Valses nobles et sentimentales“ als auch bei Strawinskys „Feuervogel“.

altSeit dem Jahr 2000 kommt Cecilia Bartoli regelmäßig zum Kissinger Sommer. Ihre Auftritte gehören zu den Höhepunkten im Programmangebot. Der bis auf den letzten Platz ausverkaufte Saal ist  kontinuierlich die Regel und auch in ihrem elften Kissinger Jahr ist die Begeisterung des Publikums Beweis für die ungebrochene Beliebtheit der Starsängerin. Diesmal konnte man einen Vorgeschmack auf die nächsten Salzburger Pfingstfestspiele erleben, denn Bartoli hatte sich  mit ihrem üppigen Arienbouquet ganz  der Musik Händels verschrieben. Mit forscher Verve und klangfarbenreich aufbereitet fungierte das Basler Kammerorchester als Brückenglied zwischen den Ariengruppen mit Ouvertüren und Sinfonien von Händel, Francesco Veracini und  Nicola Porpora.

altBartoli befriedigte die Erwartungen ihrer Zuhörerschaft natürlich wieder mit atemberaubenden Koloraturtiraden Die Bravourstücke hielten sich indes die Waage mit  besinnlich getragenen Impressionen, bei denen sie mit fein gesponnenem „fil di voce“ und gefühlvoll verinnerlichtem Ausdruck anzurühren vermochte. Unverwechselbar, charismatisch und  voller menschlicher Wärme: Das sind nach wie vor die Attribute, die Cecilia Bartoli auszeichnen und im Verein mit ihren stimmlichen Qualitäten zu  ihrem ureigenen Markenzeichen geworden sind. Und nach wie vor wacht mit kritischen Ohren Mutter Silvia Bazzoni-Bartoli, stets präsent über die Stimme der berühmten Tochter.

Für ein weiteres Konzert-Highlight sorgte das Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks mit Yannik Nézet-Séguin am Pult und Frank Peter Zimmermann als Solisten. Singende Linien formte der Geiger bei Beethovens Violinkonzert, klar und schlicht, bisweilen mit filigraner Zartheit. Technisch präzise und sicher verschmolz er zu einem großen Ganzen mit Dirigent und Orchester. Mit energievollem Schwung ließ Nézet-Séguin die Musiker wiegende Tanzmelodik aufspielen bei Ravels „La Valse“, schöpfte alle Farbschattierungen  und Klangfinessen mit großer Geste aus bei Debussys Tongemälde „La mer“ und bei Mendelssohn-Bartholdys „Meeresstille und glückliche Fahrt“ glänzte das Orchester im romantischen Klangzauber, warm und füllig einerseits , aber auch mit schimmernder Transparenz.

Die "Kissinger Liederwerkstatt" ist ein ganz persönliches Anliegen der Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. Zunächst für die Alpenklassik in Bad Reichenhall ins Leben gerufen, konnte diese zeitgenössische Besonderheit aber im Berchtesgadener Land nicht heimisch werden. Zum Kissinger Sommer übersiedelt, findet sich dort regelmäßig eine Elite deutscher Komponisten ein, die alte Poesie mit  neuer Musik vertonen. Clemens von  Brentano und Rainer Maria Rilke waren diesmal die Vorgabe für die Kompositionsaufträge von Aribert Reimann, Wolfgang Rihm, Wilhelm Killmayer, Manfred Trojahn, Moritz Eggert und Philipp Maintz.

www.kissingersommer.de
Bilder: dpk - Elisabeth Aumiller

 

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