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Singen statt segeln an der Côte d‘Azur

REST DER WELT / MONTE CARLO / MASKENBALL

27/01/11 Das Zirkusfestival, die Rallye Monte-Carlo… Das Fürstentum an der Côte d’Azur bietet seinen rund 30.000 Einwohnern und Gästen im Winter ein abwechslungsreiches Programm. Auch die Oper spielt dann traditionell ihre erste Produktion im prächtigen Garnier-Saal im Gebäude des Spielcasinos. Der Neo-Rokoko-Stil ist schon ein Spektakel für sich.

Von Oliver Schneider

Der eigentliche Saisonstart in Monaco ist am Nationalfeiertag im November im modernen, dafür größeren Grimaldi-Forum. Heuer stand dort „Eugen Onegin“ auf dem Programm.

Am Samstag (22.1.) gab sich das elegante monegassische und aus dem benachbarten Italien angereiste Publikum – wer hier nicht in langen Abendkleid und Smoking erscheint, fällt auf – ein Stelldichein bei Verdis „Un Ballo in Maschera“.

Ein märchenhaftes Haus – die Vorhänge des Zuschauerraums zum Meer hin schließen sich erst kurz vor Vorstellungsbeginn. Vor allem aber locken die Starbesetzungen, mit denen Hausherr Jean-Louis Grinda regelmäßig aufwartet. So ist es aktuell vor allem Violeta Urmana, die künstlerisch und (wohl auch marketingmäßig) das Interesse wecken soll. Sie enttäuscht die Erwartungen nicht, mit ihrem satten Legato, sicher platzierten Acuti und dem differenzierten Vortrag, auch wenn sie Rollenvorgängerinnen mit mehr Strahlkraft besitzt.

Den größten Applaus erhielt am Premierenabend aber zu Recht Ludovic Tézier als Grafen Anckarströms. Den Wandel vom treuen Freund des Schwedenkönigs zum - von diesem gehörnt - Rache sinnenden Ehemann weiß er ausdrucksstark, mit gut sitzender, voller Stimme auszuloten.

Eine Enttäuschung ist hingegen Massimiliano Pisapia als Gustav, der sich mit seinem gleichförmigen und in der Höhe glanzlosen Tenor grobschlächtig und lauthals durch die Partie kämpft. Zugute halten muss man ihm, dass er kurzfristig für den erkrankten Fabio Armiliato eingesprungen ist. Elisabeth Fiorillo schließlich bringt die nötige Bühnenpräsenz für die Wahrsagerin Madame Arvidsson ein und überzeugt mit ihrem üppigen, unermüdlich auftrumpfenden Organ.

Den „Maskenball“ goutierte die Zensur wegen des historisch verbürgten Königsmords nicht, so dass Verdi und sein Librettist Antonio Somma ihn für die Uraufführung 1859 ins ferne Boston verlegten. In Monte-Carlo hingegen wird eine restaurierte Urfassung gespielt. Doch von einer Inszenierung kann keine Rede sein. Die historisierenden Kostüme deuten die Zeit der Handlung im 18. Jahrhundert an, gespielt wird Theater im Theater, ausschließlich in Innenräumen. Von so etwas wie einer Personenführung ist leider weit und breit nichts zu merken; es herrscht Rampensingen wie eh und je vor.

Peinlich ist vor allem das Ende, wenn der erschossene Gustav einfach aufsteht und nach hinten weggeht. Das Erscheinen des Regieteams quittiert das Publikum mit lustlosem Applaus. Louis Désiré hat die Koproduktion mit zwei mittleren französischen Häusern von Jean-Claude Auvray für Monte-Carlo adaptiert.

Viel Applaus gab es hingegen für Daniele Callegari und das Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo. Callegari zieht einen spannungsvollen und leidenschaftlichen Bogen über das Werk, aber hat auch hörbar an den Details von Verdis differenzierter, auf die späten Opern hinweisenden Musiksprache gearbeitet. Der Rest der Saison kann szenisch nur besser werden.

Weitere Vorstellungen 28. und 30. Jänner; nächste Produktionen: Salome am 19., 22., 25. und 27. März; Rigoletto am 25., 30. und 31. März und 1., 2. und 3. April; Die Marquise von O (René Koenig/Uraufführung) am 22., 24. und 27. April - www.opera.mc


 

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