Eine „Wiener specialität“ neu belebt
REISEKULTUR / WIEN / DAS GESCHWANDNER
16/03/12 Ende des 18. Jahrhunderts fuhr die feine Wiener Gesellschaft Sonntags mit dem „Zeiserlwagen“ in die Vororte vor dem Linienwall. Entlang der späteren Hernalser Hauptstraße entstanden Kaffeehäuser, Gaststätten, Casinos und Tanzsäle.
Das "Grand Etablissement Gschwandner", eine der beliebtesten Vergnügensstätten der Wiener Vorstadt um die Jahrhundertwende, wird nun revitalisiert. Gegründet wurde das Gschwandtner 1838 als schlichter Heuriger. Der Familienbetrieb entwickelte sich alsbald zu einem der größten Wiener „Schanksalons“ und war im späten 19. Jahrhundert als „Grand Etablissement Gschwandner“ eines der lebendigsten Vergnügungsetablissements der Wiener Vorstädte mit einem breiten Veranstaltungsprogramm für alle Bevölkerungsschichten.
Konzerte, Wäschermädel- und Fiakerbälle fanden dort ebenso statt, wie „kinematografische Vorführungen“, Gartenschauen und Boxkämpfe. Als Gaststätte, Weinstube, Tanzboden und Konzerthalle fasste das Gschwandtner bis zu 2.000 Personen und bot dem Publikum beinahe täglich wechselnde Veranstaltungen. 1960, nach 122 Jahren, wurde der Betrieb eingestellt.
Nun soll das legendäre „Grand Etablissement Gschwandner“ in Wien Hernals in eine neue Zukunft geführt werden: Reza Akhavan und Daniel Jelitzka haben das Baujuwel gekauft, wollen es als kulturelle Plattform für Veranstaltungen aus allen Kunstbereichen bis Ende 2013 revitalisieren und damit einen „Beitrag zur Belebung der Wiener Kulturlandschaft leisten“: „Durch die bauliche Öffnung einer bisher nicht zugänglichen Fläche wird der Stadt ein Stück öffentlicher Raum zurückgegeben.“
Zum Auftakt des Umbaus hat der Architekt Erich Bernard zusammen mit Astrid Göttche den Bildband „Das Gschwandner. Ein legendäres Wiener Etablissement“ im Metro-Verlag herausgebracht: einen Streifzug durch die Geschichte des Familienbetriebs Gschwandner und durch die ehemalige Etablissement-Kultur Wiens. (art:phalanx/dpk-klaba)